notabene

Sonntag, 10. September 2006

Wissensstoff: Weblogs, Wikipedia, Internet und Journalismus

Vor einem Jahr bat ich die Leser dieses Blogs an einer wissenschaftlichen Umfrage zur "Glaubwürdigkeit von Weblogs" teilzunehmen. Die Autorin, Lisa Sonnabend, hat ihre Magisterarbeit jetzt veröffentlicht. Zugleich hat sie mit ihrem Mitstreiter bei muenchenblogger ("Das Stadblog für München"), Maximilian Sterz, mit netzthemen.de "ein Online-Magazin über aktuelle Entwicklungen im Internet gestartet". Neben ihrer Arbeit kann dort auch Sterz' Magisterarbeit gelesen werden. Sehr schön!
  • Lisa Sonnabend: Das Phänomen Weblogs – Beginn einer Medienrevolution? Eine Annäherung an die Beantwortung mit Hilfe einer Analyse der Glaubwürdigkeit und Qualität aus Sicht der Rezipienten (LMU München 2005)
  • Maximilian Sterz: Kollektives Schreiben im Netz. Zum Problem kollaborativer Autorschaft in digitalen Netzmedien am Beispiel der Online-Enzyklopädie Wikipedia (LMU München 2005)
Wer mal einen Blick in die "Internet-Steinzeit" werfen will, kann sich hier meine Magisterarbeit "Internet und Journalismus – Auswirkungen eines neuen Mediums auf den Journalismus" (eingereicht im Juni 1998 bei Peter Glotz, Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung (IFKW) der Ludwig-Maximilians-Universität, München) anschauen.

Bei dieser Gelegenheit sei auch auf die Rezensionen zu Matthias Armborsts in Buchform veröffentlichter Diplomarbeit "Kopfjäger im Internet oder publizistische Avantgarde? – Was Journalisten über Weblogs und ihre Macher wissen sollten" verwiesen. Ich habe das Vorwort für dieses empfehlenswerte Werk geschrieben.

Samstag, 2. September 2006

Link-Tipps zu Leserreportern, Bürgerjournalisten

Artikel, Blogs über Leserreporter, Bürgerjournalismus (kleine Auswahl)

Deutschsprachige Projektbeispiele

Donnerstag, 31. August 2006

12 Millionen Leserreporter: “Bild” führt den Volks-Presseausweis ein

Gestern haben wir noch über den Presseausweis für "Bild"-Leserreporter spekuliert – heute macht das Boulevardblatt schon ernst damit: An allen Verkaufsstellen liegen die "Bild-Presseausweise" heute kostenlos aus. Zwar nur aus Pappe, aber trotzdem dem Original relativ ähnlich. Es bestehe keine Verwechslungsgefahr mit den "ordentlichen Presseausweisen" für hauptberufliche Journalisten, sagte "Bild"-Sprecher Tobias Fröhlich der Netzeitung. Die Ausweise seien eine "Werbeaktion für die Zeitung".

In der "Bild"-Bundesausgabe heißt es heute: "BILD wird jeden Tag von 12 Millionen Menschen gelesen. BILD will alle 12 Millionen zu Leser-Reportern machen – und aus Augenzeugen Zeitzeugen!" Auf die gestrige Kritik des DJV-Bundesvorsitzenden Michael Konken geht "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann ausführlich ein:
"Diese Aussage zeigt die unerträgliche Arroganz mancher Journalisten gegenüber ihren Lesern. Die Wahrheit ist: Bislang bestimmten ganz allein Journalisten den Inhalt von Zeitungen und Zeitschriften. Das ist jetzt vorbei: Jetzt machen Leser als Leser-Reporter und Bürger-Journalisten mit! Der Leser-Reporter bringt den Journalismus nicht in Misskredit, sondern ist eine fundamentale Erweiterung journalistischer Arbeit. In Zukunft wird diese Arbeit der Leser-Reporter immer wichtiger. Ganz einfach deshalb, weil die Amateurfotografen – insbesondere bei unvorhergesehenen Ereignissen – als Augenzeugen dort längst zur Stelle sind, wo Profis in der Regel erst hinreisen müssen."
Auf das BILDblog wird in nächster Zeit wohl viel Arbeit zukommen.

Mittwoch, 30. August 2006

Drah Di net um, der Paparazzi geht um

Auch beim viel geschmähten österreichischen Boulevardblatt "Kronen Zeitung" gibt es jetzt Leserreporter. Das übliche Repertoire ist gewünscht:
"Ob Außergewöhnliches oder Seltsames, ob Kriminelles oder Skurriles: Einfach Foto machen und an die "Krone" senden! Wir machen unsere Leser zu Reportern!"
Damit es keinen Ärger gibt, sichert sich die "Krone" ab:
"(...) erklärt der Einsender, dass er das Foto selbst gemacht hat, damit in niemandes Rechte eingreift und dass er Krone.at bzw. die Kronen Zeitung in jedem Fall schad- und klaglos hält. Im Falle der Abbildung anderer Personen erklärt der User, dass er das Recht hat, diese Abbildungen zur Verfügung zu stellen."
Zu verdienen gibt es allerdings nur 50 Euro für ein Foto, bei der "Bild" sind es 500 Euro. Von eigenen "Krone"-Presseausweisen nach dem Vorbild der "Bild" ist noch nicht die Rede.

Presseausweis für "Bild"-Leserreporter

Es erinnert zunächst an selige "Yps"-Zeiten oder an die Klamaukaktion mit dem selbstgebastelten Blogger-Ausweis: Die "Bild" will ihren Leserreportern (siehe etwa Beitrag bei onlinejournalismus.de "Mitmachjournalismus, böser") in Zukunft einen eigenen Presseausweis ausstellen. Dies erfuhr der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) aus einer nicht genannten Quelle im Springer Verlag.

In einer Pressemitteilung heißt es hierzu: "Die Hobbyjournalisten von BILD sollen einen eigens für sie bestimmten Presseausweis erhalten, sobald sie das erste Foto eingeschickt haben." Dem DJV liegt bereits ein Exemplar des Ausweises vor. Der Inhaber müsse nur noch Name und Adresse eintragen und ein Foto anbringen – fertig ist der Presseausweis. Auf der Rückseite sei in kleiner Schrift ein Hinweis angebracht, "dass dies kein Presseausweis i.S.d. Vereinbarung der Innenministerkonferenz, der Journalistengewerkschaft und der Verlegerverbände ist".

Außerdem werde der Ausweisinhaber aufgefordert, nicht die Arbeit von Polizei oder Rettungsdiensten zu behindern. Diese Warnhinweise seien ein "Feigenblatt, mit dem Springer juristische Auseinandersetzungen vermeiden will", meint der DJV-Bundesvorsitzende Michael Konken.

Der DJV hatte bereits im Juli "vor einer Aufweichung journalistischer Standards durch die so genannten Leserreporter" gewarnt. Der jetzt geplante Ausweis für die "Bild"-Leserreportern schade "der Akzeptanz des bundeseinheitlichen Presseausweises für hauptberuflich tätige Journalisten ebenso wie dem Ansehen der Journalisten", sagte Konken. Zudem fördere dieser "Pseudo-Presseausweis" das "Paparazziunwesen".

Vor einigen Tagen konnte "Bild" übrigens einen prominenten Leserreporter präsentieren: dpa-Chefredakteur Wilm Herlyn war sich nicht zu schade, ein Foto des mit ihm befreundeten RTL-Moderators Heiner Bremer an "Bild" einzuschicken. Bremer ist darauf ohne Hemd zu sehen (gähn!).

Ob der Ausweis den Leserreportern die Arbeit erleichtern oder vor allem deren Selbstwertgefühl steigern soll, ist noch unklar. Ich habe eine entsprechende Anfrage an "Bild"-Pressesprecher Tobias Fröhlich geschickt.

Nachtrag 30.08.06
Das BILDblog zeigt wie der Ausweis aussieht, er sieht einem echten Presseausweis nicht unähnlich; manchem Leserreporter wird es damit gewiss gelingen, Eindruck zu schinden.

Das Leserreporter-Projekt wird wohl ausgebaut:
"Nach BILDblog-Informationen hat "Bild" in Hamburg eine eigene "BILD-Leser-Reporter"-Redaktion mit dem Namen "1414" gegründet. Geleitet wird sie von Ralf Pörner, Leiter des "Bild"-Unterhaltungsressorts."
Nachtrag 31.08.06
12 Millionen Leserreporter: "Bild" führt den Volks-Presseausweis ein

"Vom Ärger der Leser profitieren": Dossier "Leserdialog Online" der Initiative Tageszeitung

Auf 13 PDF-Seiten beschäftigt sich ein kostenloses Dossier der Initiative Tageszeitung e.V. (ITZ) damit, wie Medien vom Ärger ihrer Leser profitieren können. Was sich vielleicht etwas eigenartig anhört, ist im Grunde ganz plausibel: Es geht darum, die Meinungen, Informationen, Wünsche und Beschwerden der Leser aufzugreifen.

Die ITZ stellt drei Möglichkeiten hierzu vor:
  • Online-Bürgerforum – Zeitung bietet Forum für Bürgerbeschwerden
  • Ombudsmann-Modell – Zeitung setzt sich aktiv bei Bürgerbeschwerden ein; Zeitung als Vermittler bei Beschwerden über Dritte (Behörden, Firmen); Leseranwälte – bei Beschwerden über die Zeitung
  • Bürgerjournalismus – Zeitung bindet User als "Content"-Lieferanten ein
Das Dossier zeigt dies anhand von Beispielen, allerdings scheint die Zusammenstellung manchmal etwas willkürlich, lückenhaft und vor allem zu unkritisch. Trotzdem ist diese neue ITZ-Serie, die künftig monatlich unter dem Namen "ITZ-mehrWERT" erscheint, für Interessierte ein nützlicher Ratgeber.

Montag, 21. August 2006

Buchrezension: Podcasting

Cover Podcasting-BuchAudiobloggen? Hört sich gut an!

Annik Rubens: Podcasting. Das Buch zum Audiobloggen. O‘Reilly, Köln, 2006, 101 Seiten, 14,90 Euro, ISBN 3-897214-59-8.

Annik Rubens hat sich mit ihrem Podcast Schlaflos in München binnen eines Jahres einen Namen gemacht (siehe auch „BJV report" 5/2005: „Podcasting: Die Wiedergeburt des Radios“). Täglich erreicht sie mit ihrer ganz persönlichen Radiosendung rund 7.000 Hörer. "Podcasting hat mein Leben verändert", sagt die in München lebende 30-Jährige und ergänzt: „Meinen eigentlichen Beruf, den Print-Journalismus habe ich fast vollständig an den Nagel gehängt." Immerhin hat sie noch ihre Erfahrungen zu Papier gebracht. Vom Thema spürbar begeistert aber ohne missionarischen Eifer beschreibt sie, wie einfach man Podcasts hören und selbst produzieren kann und stellt einige Podcaster vor. Das Lesebuch zum Audiobloggen überzeugt durch eine anspruchsvolle Optik und bietet einen leichten und angenehmen Zugang zum Thema. Die bescheidenen Verdienstmöglichkeiten mit Podcasting erwähnt die Autorin kurz und mahnt: „Dies sollte nicht der Hauptgrund sein, um damit anzufangen." Vielmehr scheint Leidenschaft und Experimentierwille für neue Medien gefragt zu sein.

Thomas Mrazek

Die Rezension erscheint auch im „BJV report" 4/2006 des Bayerischen Journalisten-Verbands (BJV).


Weitere Literaturempfehlungen

Montag, 14. August 2006

"Die lieben Kollegen" und die so genannten Blogger

"Es waren, im übrigen, keine "sogenannten Blogger", die die Vorwürfe gegen Salem Daher aufgebracht haben, wie "Zeit" und "Berliner Zeitung" mutmaßten. Es waren schon ganz echte. Bei allen berechtigten Zweifeln an der Kompetenz und journalistischen Sorgfalt dieser "Hobbyjournalisten": Es wäre vielleicht an der Zeit, die Internet-Autoren nicht mehr in jedem Artikel als verschrobene Computerfreaks mit exhibitionistischen Neigungen darzustellen. Noch schöner wäre, wenn man mit den obligatorischen Nebensatzerläuterungen im Stile von "Blogger sind Leute, die" ganz einfach völlig aufhören würde. Natürlich weiß immer noch nicht jeder, was ein Blogger ist. Aber mit dem "weltweiten Datennetz" war ja auch mal Schluß."

Harald Staun, in "Die lieben Kollegen", "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung", S. 27, 13. August 2006 (via Indiskretion Ehrensache). Harald Staun möge mir dieses Vollzitat erlauben. Zur Abbitte kann er auch gerne eine Rezensionsexemplar von "Kopfjäger im Internet oder publizistische Avantgarde?" erhalten. Auch wenn damit Eulen nach Athen getragen werden.

Montag, 7. August 2006

Mehr Spaß bei Spiegel Online: Martin Sonneborn übernimmt Satire-Ressort

Spiegel Online bekommt ab 1. November eine Satire-Rubrik. Unter der Leitung von Martin Sonneborn (41), Ex-Chefredakteur von „Titanic“, wird eine neu eingerichtete Redaktion aus Berlin satirische Inhalte beisteuern, heißt es in einer Pressemitteilung der Spiegel-Gruppe.

Sonneborn, der sein Amt als Bundesvorsitzender von Die Partei weiterführen wird, weiß genau was er will: „Komisch wie die ‚Zeit’, seriös wie Focus-TV, aktuell wie der Winterfahrplan der Deutschen Bahn – das ist unser Ziel.“ So platt es klingt: Das kann wirklich lustig werden. Eine ähnliche Rubrik gibt es bei anderen Online-Magazinen noch nicht, und Sonneborn hat sich nicht zuletzt durch seine WM-Aktion einen guten Namen im Satire-Bereich gemacht.

Donnerstag, 20. Juli 2006

Zu Gast beim Blogtalk

Am Mittwoch, 02.08.06, 17 Uhr, bin ich zu Gast beim Blogtalk. Der Blogtalk wird vom Weltherrscher (sic!) Achim Meißner in seinem Weblog "Die Welt ist Scheisse – Aber ohne Geruch" betrieben. Was sich (leider) etwas zu klamaukig anhört, hat sich binnen eines halben Jahres zu einem angenehmen, ungezwungenen Format entwickelt, bei dem schon einige Blogger und Journalisten plauderten.

Meißner bietet freiberuflich unter anderem Projektmanagement und Schulungen an, hat also explizit nichts mit Journalismus zu tun. Zuletzt war Bildblogger Stefan Niggemeier als Gesprächspartner im Blogtalk zu Gast.

Ich freue mich auf das Gespräch!

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Diigo

Main-Post/Leseranwalt: Es ist ein Wert, auch über "Situationship"...
Eine Leserin beklagt, dass sie schon beim Frühstück...
2024/05/17 10:41
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2024/05/17 07:40
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2024/05/17 07:33
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2024/05/17 07:30

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Das Blog Thomas Mrazek ist der +++ netzjournalist...
Netzjournalist - 2023/10/02 12:58
Wo geht’s lang im Online-Journalismus?...
Dieses Blog ruht. Etwas. Natürlich biete ich Ihnen...
Netzjournalist - 2023/05/20 07:56
Quellen finden ist nicht...
Es wird mit der Zeit immer schwieriger, gute Nachschlagewerke...
i-favoriten - 2018/08/18 06:11
Hardy Prothmann entschuldigt...
Hardy Prothmann entschuldigt sich https://www.facebook. com/hardy.prothmann/posts/ 10152634060500489 Ein...
Sven Temel (Gast) - 2014/08/21 08:11
Wow
Ich habe dieses Werk erst kürzlich entdeckt und war...
Leser (Gast) - 2013/09/04 20:59

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Zuletzt aktualisiert: 2024/04/26 15:29

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