Service-Artikel aus dem
"BJV Report" des
Bayerischen Journalisten-Verbands (BJV), 2/2010
"Die Zukunftsdebatte des Journalismus gehört auf Seite 1, muss zum ständigen Thema werden", fordert DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken. Zumindest im Netz ist diese Forderung längst angekommen.
"Digitale Mediapolis", heißt eine Reihe bei Focus Online, die sich mit Medien im Umbruch beschäftigt: "Journalisten und Medienforscher aus den USA sprechen in einer Interview-Serie mit den Medienwissenschaftlern Leif Kramp und Stephan Weichert über die Zukunft der digitalen Öffentlichkeit", heißt es unter:
tinyurl.com/digitale-mediapolis. Sueddeutsche.de bringt es mit der Serie "Wozu noch Journalismus?" auf den Punkt: "Wie bisher kann es nicht weitergehen – Journalisten müssen über ihren Job nachdenken." Nachgedacht haben bisher namhafte Kollegen wie Volker Lilienthal, Stefan Niggemeier, Hajo Schumacher und andere:
tinyurl.com/wozu-noch. Täglich lesenswerte Beiträge liefert übrigens das neue Online-Ressort Medien
www.sueddeutsche.de/medien. Allerdings gibt es dort nicht alle Beiträge aus der Printausgabe der Süddeutschen Zeitung zu lesen. Etwas großzügiger ist da schon Spiegel Online, denn hier gibt es einige Hundert Artikel, die den "Umbruch in der Medienwelt" schon seit einigen Jahren dokumentieren:
tinyurl.com/umbruch-medienwelt. Wer sich über den Umbruch ergänzend auf Papier informieren mag, der kann bei der Drehscheibe den 32-seitigen Reader zum 18. Forum Lokaljournalismus der Bundeszentrale für politische Bildung bestellen. Die Veranstaltung beschäftigte sich Ende Januar unter dem Titel "Der bessere Lokaljournalismus" vor allem mit den Herausforderungen des digitalen Zeitalters:
www.drehscheibe.org/publikationen/. Nicht nur auf den Journalismus bezogen aber trotzdem erwähnenswert ist auch die FAZ.NET Anfang 2010 eingerichtete Artikelreihe "Digitales Denken – Wie verändert uns das Internet":
tinyurl.com/digitales-denken.
Kostenlose Fachbücher
Umbruch und Wandel finden vor allem bei den Geschäftsmodellen für Inhalte statt. Eines der neuen Konzepte ist Freemium: "Freemium ist ein Geschäftsmodell, bei dem Basisdienste gratis angeboten werden und für weitere Dienste ein Preis verlangt wird. Freemium ist ein Kunstwort bestehend aus 'free' und 'premium'. Viele Internetfirmen benutzen Freemium als Geschäftsmodell, so zum Beispiel Skype, Flickr und XING (...)", heißt es im Wikipedia-Beitrag zu Freemium (
de.wikipedia.org/wiki/Freemium). Ganz neu ist Freemium freilich nicht, im Onlinejournalismus ist das Modell mehr oder weniger von Beginn an gang und gäbe. Neu und vielleicht zukunftsweisend ist dabei vielleicht der Buchmarkt. Die Leipziger Internet-Seite PaperC (
www.paperc.de) wirbt damit, eine Plattform zum kostenfreien Lesen von Fachbüchern anzubieten. "Finanziert wird PaperC durch ein Freemium-Modell: Lesen und Durchsuchen aller Texte ist kostenfrei, darüberhinaus bietet PaperC Premium-Funktionen. Textstellen lassen sich speichern, drucken und mit Notizen und Anmerkungen versehen, der Nutzer zahlt einen Seitenpreis", schreiben die Leipziger auf ihrer Website. Immerhin rund zwei Dutzend mitunter sehr bekannte Verlage kooperieren mit PaperC, etwa 3.200 Fachbücher können nach Anmeldung (Name und E-Mail-Adresse) gelesen werden.
Für Journalisten besonders interessant dürften die Bücher aus der Konstanzer UVK Verlagsgesellschaft (
www.uvk.de) sein. So können etwa Werke wie "Der Relaunch – Zeitung, Zeitschrift, Internet" oder "Journalistische Qualität" kostenfrei über PaperC gelesen werden. 180 Titel will UVK im Lauf des Jahres zur kostenfreien Volltextsuche und zum Lesen dort bereitstellen. Hoffentlich geht die Rechnung auch für den Verlag auf, mag man da einwenden; wir haben hierzu Bernd Sonneck von UVK befragt (siehe Interview
"Kostenfreie Bücher – ein gutes Geschäft?").
Etwas irritiert war hingegen ein Münchner Journalist, der nicht namentlich genannt sein will, als er sein Buch (das von einem anderen Verlag bei PaperC angeboten wird) dort entdeckte: "Der Verlagsvertrag ist ein kompletter Buy-Out, die können mit dem Buch mehr oder weniger machen, was sie wollen, ich erfahre nur durch Zufall von solchen Kooperationen. Und das ärgert mich jetzt schon: man hätte es mir wenigstens sagen können." Es bleibt also abzuwarten, inwiefern sich solche Modelle – ob auf dem Buchmarkt oder im Journalismus – als nützlich und vor allem fair für alle Marktbeteiligten erweisen.
Zeitung nach Maß
Neue Vertriebswege beschreitet auch die Syntops GmbH, seit Ende März bietet das Augsburger Unternehmen mit "PersonalNews" die nach eigenen Angaben "erste individuelle Tageszeitung, bei der Zeitungleser selbst entscheiden, was sie lesen". Die Leser können sich dabei per Mausklick ihre PersonalNews aus den Inhalten von derzeit 14 regionalen, nationalen und internationalen Zeitungen (unter anderem die Münchner Abendzeitung, Hamburger Abendblatt, Washington Post) zusammenstellen. "Die Zeitung nach Maß landet am nächsten Morgen zum Frühstück im E-Mail-Postfach und kann als PDF-Dokument oder im E-Viewer gelesen werden", heißt es in einer Pressemitteilung. Eine Ausgabe kostet derzeit einen Euro, bis Anfang Mai können Sie das Angebot komplett kostenlos testen:
www.individuelle-zeitung.de.
Dieser Artikel stammt aus dem BJV Report 2/2010, ältere Ausgaben des Heftes finden Sie zum Download als PDF unter www.bjv-report.de. Die vorigen Ausgaben der Netzschau mit den Titeln
"Hoch lebe der Newsletter!" (BJV Report 1/2010) und
"Bratwürste, Downloads und Zwitscherer" (BJV Report 6/2009) finden Sie auf der BJV-Website.
Thomas Mrazek