notabene

Montag, 23. April 2007

Lange Durststrecke bei Sueddeutsche.de

Hui, das hört sich aber alarmierend an. Es läuft doch so prima bei Sueddeutsche.de, heißt es immer wieder (Pressemitteilung vom 05.04.07: "Sueddeutsche.de erstmals über 80 Mio. PIs"). Aber es ist ja nichts Schlimmes: Die Münchner feiern den Tag des Bieres mit einer "Durststrecke" der angeblich "100 besten Biere der Welt", von Hopfenkaltschale Nummer 1 bis 100 kann geklickt werden (mein Expertentipp, bei Nummer 4 können Sie schon aufhören). Ja, und? Wenn die Leute so blöd sind und viel anklicken - warum soll man das nicht anbieten, mag man vielleicht jetzt einwenden. Und jetzt kommen Sie mir nicht mit Qualitätsjournalismus. Und außerdem: Etwas lustiger kann's auch mal zugehen, Prost!

Unter anderem über solche "Taschenspielertricks" berichtet sehr praxisnah ein aktuelles Gutachten der Friedrich-Ebert-Stiftung. Die Autoren folgern:
"Die hohen Klickzahlen der Newsportale übertünchen einen wichtigen Aspekt: Die wenigsten Klicks der verlegerischen Sites gehen auf redaktionelle Inhalte zurück. Die meisten Portale und wohl auch Zeitungen generieren nicht einmal ein Fünftel ihrer Zugriffe aus originären redaktionellen Texten. Das Gros der Klicks ist dem Einsatz von Bildergalerien, dem Zugriff auf Wertpapierdepots, Partnerbörsen, Aktienkurs-Abfragen, Job-Datenbanken geschuldet, die allesamt in die Klickstatistik einfließen. So haben die offiziell verbreiteten Einschaltquoten nur bedingten Aussagewert über die tatsächlichen Vorlieben der Kunden." (S. 60)
"Das ambivalente Beispiel »Spiegel Online« zeigt, dass selbst das unangefochtene Leitmedium zu Taschenspielertricks greifen muss, um gegen die unjournalistischen Unterhaltungsportale bestehen zu können. (...) Ansprüche und Grundsätze des klassischen Qualitäts-Journalismus werden in der Folge weiter erodieren. Dieser Prozess kann noch drei, fünf oder acht Jahre dauern. Dann spätestens werden sich etliche Leser ermattet abwenden von den aufgeregten, hyperventilierenden, sensationsgeilen Sites der Unterhaltungsportale und ihrer journalistischen Klone." (S. 81)
Studie: Klicks, Quoten, Reizwörter: Nachrichten-Sites im Internet – wie das Web den Journalismus verändert: Gutachten im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung / Steffen Range; Roland Schweins, Berlin 2007. Download: PDF-Datei, 120 Seiten, 2,3 MB. Die beiden Autoren betreiben ein Weblog und versprechen darin: "Werkkanon macht sich stark für Qualitätsjournalismus im Web. Werkkanon entlarvt, wo Quote Qualität aussticht."

Zum Thema:
Interview mit Sueddeutsche.de-Chefredakteur Hans-Jürgen Jakobs: "Vielleicht waren wir zu zögerlich". Mitte April bei onlinejouralismus.de veröffentlicht.

Dienstag, 3. April 2007

Die Welt steht Kopf

Web first bei der Welt

"Die Welt" setzt auf Web first: Alle Nachrichten erscheinen zuerst online. Fraglich ist, ob diese kleine Revolution nicht Opfer fordert.

Radikale Umwälzungen, besonders im eigenen Haus, passen so gar nicht zum bürgerlich-konservativen Habitus der "Welt" und des Springer Verlags. Trotzdem: "Das ist fast eine Revolution", sagte Christoph Keese, Chefredakteur der "Welt am Sonntag" und von Welt Online, Ende letzten Jahres in Berlin. "Alle Nachrichten werden ab sofort zuerst im Internet veröffentlicht", lautete die revolutionäre Parole – oder kurz: Web first.

Außenstehende – sofern sie es überhaupt mitgekriegt haben – mögen wohl müde gelächelt haben. Zumal im Internet-Zeitalter die Web first-Devise eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Ist es aber nicht. Für Journalisten stellt diese Publikationsform eine Revolution dar. Hier zu Lande (in der Schweiz! T.M.) gibt es keine Zeitung, die konsequent Online first praktiziert. Undenkbar, dass eine Sonntagszeitung ihre wohlgehüteten Primeurs bereits am Mittwoch im Internet gratis publizieren würde.

Im Ausland wird Web first von US-Zeitungen schon länger praktiziert. In Großbritannien geben seit letzten Sommer der "Guardian" oder die "Times" bei heißen News dem Web den Vorzug.

Seitenabrufe auf Welt Online um 40 Prozent gestiegen
Das neue Credo hatte auch eine tiefgreifende Reorganisation zur Folge. Die "Welt", ihre handlichere Ausgabe "Welt Kompakt", die "Welt am Sonntag" und der Kooperationspartner "Berliner Morgenpost" sowie zwei Online-Ausgaben werden in Deutschlands größtem Newsroom produziert.

Ende Februar wurde dann der Vorhang für die neue Welt Online gelüftet. Die Seite wirkt übersichtlich und elegant. Bei den Inhalten wurde nicht gespart: Eine TV-Sendung sendet mehrmals täglich die neuesten Nachrichten als Video, dazu gibt es verschiedene Podcasts. In der Blog-Rubrik schreiben neben Redakteuren nun auch bekannte deutsche Blogger. Alle Ressorts können als Feeds abonniert werden, alle Artikel lassen sich kommentieren.

"Wir wollen damit eine der besten und innovativsten Nachrichtenseiten im Lande sein", verkündete Chefredakteur Keese zum Start selbstbewusst. Fast schon gönnerhaft wird auf die wichtigsten Schlagzeilen von Mitbewerbern wie Spiegel Online, FAZ.NET und Tagesschau.de verlinkt und deren Logo abgebildet. Zweifel, das Nutzer seinem Angebot abtrünnig werden könnten, hat Keese keine: "Im Internet versucht man nicht mehr, Leser auf seiner Seite zu fesseln, sondern man motiviert sie, so oft wie möglich zurückzukommen."

Tatsächlich scheint das Umstellen auf den Web first-Rhythmus bei den Nutzern gut anzukommen: Im Januar steigerte sich Welt Online gegenüber dem Vormonat um 40 Prozent. Mit 49 Millionen Seitenabrufen ist man aber noch weit vom Branchenprimus "Spiegel Online" entfernt, der 403 Millionen aufweist. Die beiden härtesten Konkurrenten unter den Tageszeitungen, FAZ.NET und Sueddeutsche.de, sind mit je 73 Millionen Seitenabrufen noch um einiges voraus.

Dass die mit "Entschlossenheit und Geschwindigkeit" vorangetriebene Online-Offensive den Springerblättern schaden könnte, glaubt der 42-jährige nicht: "Unser Wachstum im Internet steht nicht im Widerspruch zum Erfolg der Zeitungen. Je mehr Menschen wir für uns gewinnen, desto erfreulicher entwickelt sich das Anzeigengeschäft." Weltweit gäbe es Hunderte von Beispiele für die reine Anzeigenfinanzierung im Internet.

Auch redaktionell wäre das neue Prinzip unproblematisch. "Niemand wird zum Multimedia-Journalisten, der alle Formate in allen Medien bespielt. Jeder Journalist hat Stärken und Schwächen.", sagt Keese im Gespräch mit der "SonntagsZeitung". "Bei uns können alle ihre Stärken entfalten: Wer besonders gut Reportagen schreibt, veröffentlicht vorwiegend in den Zeitungen, wer schnell gute Hintergründe und Kommentare verfassen kann, legt seinen Schwerpunkt auf Online." Dass jeder alles macht, sei weder erwünscht noch wünschenswert."

Bemerkenswert ist, dass die Redaktion von Welt Online seit Sommer 2006 von einem altgedienten Print-Redakteur geleitet wird. Oliver Michalsky war 20 Jahre lang "bei der Zeitung", wie er in einer Druckbeilage zum Start des neuen Portals mitteilt. Der Redaktionsleiter wendet sich an die "liebe Zeitungsleserin" und an den "lieben Zeitungsleser": "Ich will vor allem auch nicht sagen: Kündigen Sie Ihr Zeitungs-Abo, lesen Sie nur noch im Netz, da finden Sie ohnehin viel mehr, als in der Zeitung steht – und das, was Sie finden, finden Sie viele Stunden früher als in gedruckter Form." Ein Plädoyer für die Zukunft der Print-Ausgabe ist das nicht. Aber Revolutionen fordern nun mal Opfer.

+++ Update 2. April 2007: Passend dazu die Artikel aus der aktuellen "Financial Times Deutschland": "Springer-Chef will Papier abschaffen" und aus der "Welt": "Die Zukunft der Zeitung ist digital".

Der Artikel erschien zuerst am 11. März 2007 in der in Zürich erscheinenden "SonntagsZeitung", der ich hierfür herzlich danke.

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In onlinejournalismus.de:

Im Internet:
  • Newsroom für Teamplayer: Europäische Newsroom-Modelle stellt Joachim Blum in Ausgabe 12/2006 des "MediumMagazins" vor.

Samstag, 31. März 2007

Kaisers Diener – oder wie sich Münchner Medien zum Lakaien machen liessen

Nix Dramatisches ned?
Der unten aufgeführte Artikel ist im Februar 2002 im „journalist" erschienen. Ein Artikel vom Februar 2002 zu einer Wahl, die im Oktober 2001 stattgefunden hat? Nicht gerade topaktuell. Stimmt. Aber einige Bekannte baten mich, doch bitte noch mal diesen Artikel hervorzukramen; mach ich gerne, es ist keine Arbeit damit verbunden, vielleicht denkt mancher noch mal über das Thema nach.

Die Qualität der Berichterstattung einiger hier erwähnter Medien ist in den Folgejahren nach meinen Beobachtungen ohnehin nicht besser geworden, nein, sie ist sogar teilweise wesentlich schlechter geworden. Mancher Redakteur fühlte sich sogar regelrecht zum Kampagnero berufen. Aber das sind nur gefühlte Werte. Vielleicht sollte ich irgendwann dazu noch mal etwas Fundiertes nachlegen.


Kaisers Diener

Per Bürgerentscheid hatten die Münchner Ende Oktober darüber zu entscheiden, ob die bayerische Landeshauptstadt sich an den Kosten für ein neues Fußballstadion beteiligt. Im Rückblick wird deutlich: Die Medien haben einseitig Stellung bezogen.


Von Thomas Mrazek

„Ja zum neuen Stadion.“ So empfahl der Slogan der vom FC Bayern München und TSV München 1860 beauftragten PR-Agentur Abold. Die Bürger sollten im Oktober 2001 darüber entscheiden, ob die Landeshauptstadt sich an den Infrastrukturkosten für die neue Sportstätte beteiligt. Neben den beiden Bundesliga-Vereinen befürworteten der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude (SPD), die Münchner SPD, CSU, FDP, DGB, die bayerische Landesregierung, zahlreiche Verbände, Firmen, die Kammern und andere den kostspieligen Neubau.

Auf der Seite der Nein-Sager fanden sich die Münchner Grünen, die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) und die Freien Wähler, eine Bürgerinitiative und Naturschützer. Schlagkräftigstes Argument der Gegner war die These, dass rund 350 Millionen Euro Steuergelder für ein privat genutztes Stadion ausgegeben werden, dessen wirtschaftlicher Nutzen für die Stadt München äußerst ungewiss sei.

Auch bei den Bürgern überwog laut Umfragen die Skepsis. Bei den Hauptnutznießern eines Stadions, den beiden Bundesligisten, läuteten daher die Alarmglocken. Allen voran Franz Beckenbauer, der Präsident des FC Bayern. Der von manchen Medien gerne als „Kaiser“ gehätschelte Ex-Kicker drohte: „Wenn der Stadionneubau scheitert, suchen wir Alternativen außerhalb der Stadt.“ Obendrein, polterte Beckenbauer weiter, würde München ohne das neue Stadion kein Spielort der Fußballweltmeisterschaft 2006 sein und das renommierträchtige Pressezentrum folglich nicht in der bayerischen Metropole residieren.

Aufklärungskampagne
Andreas Abold, Chef der PR-Agentur Abold, und zugleich ein enger Berater Beckenbauers, wusste den Kaiser zu beruhigen: „Unsere Aufklärungskampagne für den Nutzen eines Stadions und der WM für München steht erst am Anfang.“ Rund vier Wochen vor dem Abstimmungstermin begann die Kampagne. Münchens Straßen wurden mit Plakaten übersät, Aufkleber und Informationsblättchen an Passanten verteilt, Anzeigen in den Tageszeitungen geschaltet. Rundfunkwerbung indes ließ das Bayerische Mediengesetz nicht zu.

Mit Beginn der PR-Aktion beschäftigten sich auch die örtlichen Medien intensiver mit dem Thema. Einige dieser Medien tauchen überraschenderweise auch in einem internen Papier der PR-Agentur auf. In diesem Papier mit dem Titel „Werbemaßnahmen Bürgerentscheid Neues Stadion Fröttmaning“ sind über Wochen die Erscheinungs- und Sendetage redaktioneller Beiträge grob aufgeführt. So heißt es etwa bei Radio Energy: Täglich ca. 3 Prominenten-Sprüche erweitert zum Thema“, „Aktion ‚meet and greet’“ (ein Gewinnspiel, bei dem ein Abendessen mit Franz Beckenbauer als Hauptgewinn ausgeschrieben wurde).

Bei Radio Gong wird es konkreter. Dort vermerkt der Plan: „Diskussionsforen mit aufbereiteten Contra-Stimmen“. Stephan Schmitter, Chefredakteur von Radio Gong, räumt ein: „Eine positive Tendenz für den Stadionbau ist bei uns nicht zu leugnen.“ Und fügt hinzu: „Aber wir haben immer Argumente gegen Argumente gestellt. Meinen Sportredakteuren habe ich aber Freiheit bei der Bearbeitung dieses Thema gelassen, schließlich müssen die ja im Olympiastadion immer frieren.“ Sachgerechte Kritik am Stadionprojekt? Fehlanzeige. Der zum Kirch-Konzern gehörende Fernsehsender TV.München warb sogar mit dem offiziellen PR-Logo „Ja zum neuen Stadion.“ Nicht verwunderlich, dass eine Moderatorin versehentlich einen Bericht zur Wahl „für das neue Stadion“ ankündigte.

Nicht so schlimm
Die Bayerische Landeszentrale für Neue Medien (BLM) nimmt daran kaum Anstoß. Auf Grund einer Anfrage des „journalist“ forderte sie zwar von allen Münchner Hörfunksendern sowie von Antenne Bayern eine „Aufstellung über die Berichterstattung zur Stadionfrage“. Aber es habe sich herausgestellt, „dass allein die Berichterstattung von Radio Charivari als problematisch anzusehen ist“, teilte Pressereferent Wolfgang Flieger mit. „Radio Charivari hat in seiner Berichterstattung mehrfach die Hörer mittelbar und unmittelbar dazu aufgefordert, am Wahltag für das neue Stadion zu stimmen.“ Eine Anhörung des Senders steht noch aus.

Sonderlich aufmerksam war die Aufsichtsbehörde nicht: Auf der offiziellen Pro-Stadion-Website der Agentur Abold erscheint die BLM neben weiteren Medien als offizieller Unterstützer. Flieger: „Der Landeszentrale war zu keinem Zeitpunkt bewusst, dass sie auf den Internet-Seiten der Stadionbefürworter als Unterstützer genannt wird.“ Der Eintrag existierte freilich bis Redaktionsschluss immer noch (www.muenchenstadion.de/inhalt/teamgeist.php). „Wir unterstützen den Bau des neuen Stadions“, heißt es da. Ein Credo, dass sich auch „Bild“, „Abendzeitung“ und „tz“ zu Eigen machten.

In den letzten zwei Wochen vor der Abstimmung fand sich kaum ein kritisches Wort zum Thema Stadion-Neubau. Statt dessen schürten die Artikel täglich Ängste für den Fall eines „Neins“ und wiederholten gebetsmühlenhaft die vermeintlichen Vorzüge: „Schicksalsfrage für München“, („Abendzeitung“ vom 15. Oktober); „Das neue Stadion macht München reicher“ („tz“ vom 17. Oktober). Ungeniert wurden die Beiträge häufig mit dem offiziellen Logo der PR-Kampagne garniert; Prominente nahmen positiv Stellung.

Botschaft verstanden
Am Samstag vor der Wahl appellierte die „Abendzeitung“ in ihrem Aufmacher: „Stoiber, Ude, Beckenbauer bitten: Münchner, blamiert uns nicht!“ Aber die Münchner hatten die Botschaft längst verstanden: 65,8 Prozent votierten im Sinne des Kaisers und seiner Gehilfen. Am Tag nach der Wahl (22. Oktober 2001) gaben sich die Boulevardzeitungen euphorisch: „Superstadion wird gebaut: Riesen-Sieg für Kaiser Franz“ („Bild“); "JA!" („Abendzeitung“), „München sagt zum Stadion Ja“ („tz“). In den Jubelchor stimmte auch die PR-Agentur Abold ein – mit ganzseitigen Vierfarb-Anzeigen in „Abendzeitung“ und „tz“ und einer ganzseitigen Schwarzweiß-Anzeige in der „Bild“: „Wir sagen Danke!“.

Unbehagen erzeugte diese neue Art von Journalismus indes bei zwei Redakteuren von Münchner Boulevardzeitungen; sie wollten nicht namentlich genannt werden. „Die Berichterstattung war in den letzten zwei Wochen vor der Wahl völlig anders. Aber ich war ausführendes und nicht bestimmendes Organ und habe mir das Konzept nicht ausgedacht.“ Der andere meinte: „Wenn der Chefredakteur die Richtung vorgibt, dann müssen wir das halt auch so machen.“ Annette Knote, Stadiongegnerin von der ÖDP, bestätigt: „Einige Redakteure haben uns gesagt, dass sie trotz gegenteiliger Meinung zu dieser Art von Journalismus durch eindeutige Direktiven gezwungen waren.“

Nichts Anrüchiges am Verhalten der Medien findet indes Andreas Abold: „Die Medien berichteten sehr positiv für uns. Es lag in deren Interesse, dieses Thema so zu begleiten. Schließlich geht es um die Darstellung des Medienstandorts München.“ Hoch zufrieden äußerte sich auch Karl-Heinz Wildmoser (TSV 1860): „Presse und Rundfunk haben sehr gut über das neue Stadion aufgeklärt. Erst als die Verbände sich eingeschaltet haben, wurde etwas einseitig berichtet.“ Zu keiner Stellungnahme bereit waren die Vereinsspitzen des FC Bayern: Beckenbauer und Manager Uli Hoeneß.

Verärgert waren die Verlierer des Bürgerentscheids. Siegfried Benker, Fraktionschef der Grünen im Münchner Rathaus: „Es war den Gegnern des Stadions nicht möglich, ihre Argumente auch nur ansatzweise objektiv in den Medien zu transportieren. Wenn das Wort nicht so vorbelastet und anrüchig wäre, müsste man von einer ‚Gleichschaltung' reden.“

Mittwoch, 28. März 2007

"taz"-Artikel vom 12.11.1998

Erst stammeln, dann abkassieren
Dumm klickt gut: ProSieben und die Schönheitskönigin des Internets

Auch der Münchner Privatsender ProSieben versucht im Internet fremdzugehen. Dumm nur, daß man dort so viel lesen und so wenig bezahlen muß - wenigstens für den Inhalt. Bei ProSieben ist das anders. Am Wochenende hat der Sender die Wahl zur "Queen of the World Internet" angekündigt.


Ein dahingestammelter und mit Wiederholungen ermüdender Text stellt den Teilnehmern einer Fleischbeschau als Gewinn eine Flugreise in Aussicht (www.pro- sieben.de/beauty/1998/1102/queen/). Nachdem per Mausklick zehn Frauen - sowohl im Porträt als auch als Ganzkörper - am Betrachter vorbeigeflimmert sind, geht's zur Kasse. Wer abstimmen will, muß auf die Website des Anbieters "Queen of the World Corporation" wechseln. Dort kostet die Mitbestimmung 2 Dollar, wer mehr Stimmen abgeben will, muß 20 Dollar auf den Tisch legen.

Die Abbuchung erfolgt über Kreditkarte. Seit Medienunternehmen das Internet nutzen, müssen Online-Redaktionen versuchen, ihre immer noch wenigen Konsumenten zu möglichst vielen Klicks zu verführen. Denn nur damit lassen sich Werbeagenturen anlocken. In dieser Hinsicht ist der Ehrgeiz von ProSieben beachtlich. Rund 70 Namen sind im Impressum aufgelistet. Daß es mit der Internet-Kompetenz des Unterhaltungssenders trotzdem nicht allzu weit her zu sein scheint, offenbaren die weiteren Webseiten. Unter dem Titel "Die teuerste Internet- Seite der Welt kostet Unternehmen 85,6 Mio. Mark" findet sich zum Beispiel ein Artikel zum "Internet-Streik" am Ostberliner GMD-Institut, der Mitte Oktober stattfand (www.pro-sieben.de/web/news/1998/1021/boerse/). Darin heißt es, daß es aufgrund der "vollmundigen" Ankündigung der Gewerkschaft ÖTV, 13,5 Prozent der Internet-Seiten des Instituts zu bestreiken, bei drei Internet- Unternehmen zu einem Börsenverlust von 85,6 Millionen Mark gekommen sei. Die bösen Gewerkschafter haben also schnell mal für einen Riesenschaden gesorgt - eine Milchmädchenrechnung, vor der selbst die Bild-Zeitung zurückschrecken würde.

Vornehm dagegen verschwieg der Sender, der im Web mit T-Online kooperiert, den in der ganzen Netzwelt beachteten Internet-Streik gegen die Telekom vom 1. November. Darüber ist kein einziges Wort zu finden.

Klemens Fischer (Pseudonym)

taz Nr. 5684 vom 12.11.1998, Seite 19, 71 TAZ-Bericht Klemens Fischer

Freitag, 9. März 2007

Studie: Weblogs und Journalismus: Konkurrenz, Ergänzung oder Integration?

Die Fachzeitschrift "Media Perspektiven" bietet in ihrer aktuellen Ausgabe, 2/2007, einen Beitrag zum Thema "Weblogs und Journalismus: Konkurrenz, Ergänzung oder Integration?". Die Autoren Christoph Neuberger, Christian Nuernbergk und Melanie Rischke haben hierzu eine Synopse bisheriger Forschungsergebnisse erstellt. Nach den bisherigen Forschungsergebnissen bestehe zwischen Weblogs und professionellem Journalismus eher eine komplementäre als eine konkurrierende Beziehung, lautet eine der wesentlichen Schlussfolgerungen.

Neben dem zusammenfassenden Kurztext können die Ergebnisse auch in einem ausführlicheren Text eingesehen werden (PDF-Datei, 17 Seiten, 306 KB).

Im April erscheint vermutlich von mir im "journalist" ein Beitrag zum Thema.

Dienstag, 27. Februar 2007

Schreiben für's Web

Schreiben für’s Web

28.02.2007

Thomas Mrazek, München
kontakt (at) thomas-mrazek.de


Einige Notizen zum Nachsurfen

Burdas Uni Online – oder eine Reise in die Web-Steinzeit

web.archive.org/web/19961119231813/http://uni-online.de
Kurzform des URLs: snipurl.com/1bgxj
  • Inhaltlicher Aufbau eines journalistischen Web-Angebots
  • Typografiken als Überschrift
  • Das Layout bestimmt die Überschriftenlänge
  • Teaser/Anreißertexte
  • Symbolfotos (das ist heute auch nicht unbedingt besser, siehe Stefan Niggemeiers Sammlung von „Super-Symbolfotos“: www.stefan-niggemeier.de/blog/index.php?s=super-symbolfotos
    Kurzform des URLs: snipurl.com/1bgxh)

Überschriften

Netzjournalist: Showdown bei SpOn
Etwas viel „Showdowns” in einer Spiegel Online-Aufmachergeschichte: In der Überschrift, im Vorspann und im Fließtext ...
netzjournalist.twoday.net/stories/3186776
Kurzform des URLs: snipurl.com/1bby1

Nichts bleibt unentdeckt, vergleiche hierzu auch einen aktuellen Blog-Beitrag: „Killer Epidemie bei Spiegel Online“
freisein.wordpress.com/2007/02/19/killer-epidemie-bei-spiegel-online
Kurzform des URLs: snipurl.com/1bc0c

Spiegel Online: „Rekordboni für Investmentbanker: $o $chön war$ noch nie“
Lustig oder albern?
www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,455885,00.html
Kurzform des URLs: snipurl.com/1bbyq

Spiegel Online: „Alltag in Bagdad: Fickificki, one dollar”
Ich fand’s degoutant, SpOn-Chef Mathias Müller von Blumencron fand’s „machbar“.
goa2003.onlinejournalismus.de/webwatch/interviewblumencron.php
Kurzform des URLs: snipurl.com/1bbyb

onlinejournalismus.de: „Drah Di net um, der Paparazzi geht um“
Kritik eines Lesers: „Ich schätze Ihr Magazin sehr, aber mit dieser Überschrift konnte ich beim besten Willen nichts anfangen.“ Ja, mei ... (-;
www.onlinejournalismus.de/2006/08/30/drah-di-net-um-der-paparazzi-geht-um
Kurzform des URLs: snipurl.com/1bbya

This boring headline is written for Google
Interessanter Beitrag dazu bei Spiegel Online: „Optimierte Nachrichten: Google statt Witz“
www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,410755,00.html
Kurzform des URLs: snipurl.com/1bbzn


Anreißertexte (Teaser)

T-Online
Vor allem sehr knappe Teaser
onnachrichten.t-online.de

Handelsblatt
Mischform aus Mehr- und Einzeilern
www.handelsblatt.com

Spiegel Online
Mischform aus Mehr- und Einzeilern
www.spiegel.de

Focus Online
Mischform aus Mehr- und Einzeilern
www.focus.de

sueddeutsche.de
Mischform aus Mehr- und Einzeilern
www.sueddeutsche.de

onlinejournalismus.de: Im Quotenparadies: Wie Klickzahlen die redaktionelle Arbeit verändernwww.onlinejournalismus.de/2006/08/03/im-quotenparadies
Kurzform des URLs: snipurl.com/1biji


Mit Links arbeiten

Mopo Online: In 9 Minuten war’s vorbei
archiv.mopo.de/archiv/1997/19970926/9168010065766.html
Kurzform des URLs: snipurl.com/1bha3

Spiegel Online: Pamphlet von Ex-Terrorist: Söder nennt Begnadigung von Klar undenkbar
www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,468712,00.html
Kurzform des URLs: snipurl.com/1bh84

Handelsblatt.com: Airbus-Sparprogramm: Deutsche haben offenbar gut gepokert
www.handelsblatt.com/news/Unternehmen/Industrie/_pv/doc_page/1/_p/200038/_t/ft/_b/1230803/default.aspx/deutsche-haben-offenbar-gut-gepokert.htmlKurzform des URLs: snipurl.com/1bh80

Financial Times Deutschland: Deutschland kommt bei Airbus-Sanierung glimpflich davon
www.ftd.de/unternehmen/industrie/166114.html
Kurzform des URLs: snipurl.com/1bh8q

Spiegel Online: Airbus-Sparprogramm: Hamburg kommt glimpflich davon
www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,468781,00.html
Kurzform des URLs: snipurl.com/1bh91


„Längere Texte“

Zum Texten im Internet gibt es einige Bücher. Und auch die so genannte Usability-Forschung hat sich ausgiebig mit dem Thema beschäftigt. Ein schwieriges Thema also. Was sind eigentlich längere Texte – wenn Texte eine Bildschirmseite ausfüllen (wie groß ist eigentlich Ihr Bildschirm)? Es kann schnell in Haarspaltereien ausarten, verschiedene Denkschulen sind entstanden. Wie können Sie Texte am besten für Ihre Kunden aufbereiten? Auch nach der Lektüre von einigen Büchern und Studien zum Thema kann Ihnen der Autor nur empfehlen, dass es sich besonders lohnt, sich an guten Beispielen zu orientieren.

Theorie
  • Absätze machen lange Texte leichter lesbar.
  • Zwischenüberschriften ermöglichen dem Leser das Überfliegen längerer Texte. Zwischenüberschriften geben einen Hinweis darauf, worum es in den folgenden Absätzen geht.
  • Aufzählungen können den Text noch besser strukturieren. Aufzählungen sollten allerdings sparsam eingesetzt werden. Als Faustregel gilt es, maximal sieben Informationseinheiten in Aufzählungen aufzuführen, als Minimum gelten drei Aufzählungspunkte.
  • In den meisten Redaktionen gibt es Styleguides oder Richtlinien, die genau bestimmen, wann eine Seite „aufgekapselt“ werden muss.
  • Literaturtipps
    Die meisten der unten genannten Titel habe ich rezensiert und kann Sie alle mit gutem Gewissens empfehlen.

    Online schreiben
    Bettina Blaß, Stefanie Teufel: Texte schreiben fürs Web. Was Sie als Webprofi über das Schreiben guter Texte wissen müssen. Markt + Technik Verlag, 2003, 135 Seiten, 19,95 Euro, ISBN 3-82726-531-2.

    Stefan Heijnk: Texten fürs Web. Grundlagen und Praxiswissen für Online-Redakteure. dpunkt.verlag, Heidelberg, 2002, 178 Seiten, 35,00 Euro, ISBN 3-93258-899-1.

    Gabriele Hooffacker: Online-Journalismus. Schreiben und Gestalten für das Internet. Ein Handbuch für Ausbildung und Praxis. 2. Aufl. List, München, 2004, 256 Seiten, 18,90 Euro, ISBN 3-47179-449-2.

    Ingo Lackerbauer: Handbuch für Online-Texter und Online-Redakteure. Springer, Heidelberg, 2003, 240 Seiten, 39,95 Euro, ISBN 3-54044-093-3.

    Klaus Meier (Hg.): Internet-Journalismus. 3. Aufl. UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz, 2002, 487 Seiten, 29,90 Euro, ISBN 3-89669-353-0.

    Matthias Spielkamp / Melanie Wieland: Schreiben fürs Web. Konzeption – Text – Nutzung. UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz, 2003, 303 Seiten, 24,90 Euro, ISBN 3-89669-359-X.


    Online-Redaktion

    Saim Rolf Alkan: Handbuch Online-Redaktion. Galileo Business, 2003, 300 Seiten, 29,90 Euro, ISBN 3-89842-207-0.

    Julia Bönisch: Meinungsführer oder Populärmedium? Das journalistische Profil von Spiegel Online. Netzwerk Recherche: Recherche-Journalismus und kritische Medienpolitik Band 3. Lit Verlag, 2006, 178 Seiten, 12,90 Euro, ISBN 3-825893-79-0.

    Netzwerk Recherche (Hg.): nr-Werkstatt: Online-Journalismus. Chancen, Risiken und Nebenwirkungen der Internet-Kommunikation. Netzwerk Recherche, Wiesbaden, 2005, 160 Seiten, kostenlos, (im Druck vergriffen),
    Download-Möglichkeit als PDF: 160 Seiten, 1.467 KB
    www.netzwerkrecherche.de/docs/nr-OnlineJournalismus.pdf
    Kurzform des URLs: snipurl.com/1bgtr


    Websites zum Online-Journalismus und verwandten Gebieten (kleine Auswahl)

    onlinejournalismus.de – das Magazin zum Thema
    Obacht Eigenwerbung!
    www.onlinejournalismus.de

    Die Website zu Gabriele Hooffackers Buch „Online-Journalismus“ www.onlinejournalismus.org

    KommDesign.de
    Sehr praxisnahe Seite zu Themen wie Usabilty, Kommunikation, Psychologie, Software-Ergonomie, Webdesign und so weiter.
    www.kommdesign.de

    Dr. Web – Webdesign-Magazin
    Nicht abschrecken lassen, auch hier finden sich zahlreiche praktische Informationen für Journalisten.
    www.drweb.de

    Usability
    Ansgar Zerfaß, Hansjörg Zimmermann (Hrsg.): Usability von Internet-Angeboten - Grundlagen und Fallstudien (PDF-Dowload, sehr empfehlenswerter Einstieg!)
    www.doit-online.de/cms/do+it.service/Publikationen?detailid=83
    Kurzform des URLs: snipurl.com/1bie8


    Weblogs und (Online-)Journalismus

    Matthias Armborst: Kopfjäger im Internet oder publizistische Avantgarde? Was Journalisten über Weblogs und ihre Macher wissen sollten. Band 4 der Reihe: Recherche-Journalismus und kritische Medienpolitik Herausgeber: Netzwerk Recherche. Münster, 2006. 245 Seiten, 14,90 Euro. ISBN 3-8258-9633-1.

    Obacht, Eigenwerbung: Zu diesem Werk habe ich das Vorwort geschrieben. Mehr zu diesem Buch finden Sie unter: www.matthias-armborst.de/das-buch

    Wo gibt es Berührungspunkte zwischen Weblogs und Journalismus?
    Vortrag für den DJV im März 2006. Dort finden Sie auch weitere Literaturhinweise.
    netzjournalist.twoday.net/stories/1679324
    Kurzform des URLs: snipurl.com/1bh2k


    Sonstige praktische Tipps rund um den (Online-)Journalismus

    Wikipedia als Journalist korrekt nutzen


    Artikel aus dem "journalist“
    netzjournalist.twoday.net/stories/890885
    Kurzform des URLs: snipurl.com/1bgtp

    Flickr, Furl, Wiki & Co. – Welche Social Software brauchen Journalisten?

    Sehr knappe Zusammenstellung für Einsteiger.
    netzjournalist.twoday.net/stories/3180406
    Kurzform des URLs: snipurl.com/1biep

    Unwörter im Journalismus

    Ein dreiseitiger Ratgeber der Medienzeitschrift „VISDP“, Ausgabe 8/2005: „Man hört sie oft, manchmal gebraucht man sie leider sogar selbst: dümmliche Floskeln, Wortgeklimper, Bürokratensprech. Wir haben uns von DPA, AFP, Tagesschau, Blitz und TAZ Listen mit den Wörtern schicken lassen, die Journalisten lieber nicht benutzen sollten – und warum nicht.“
    PDF, 3 Seiten,172 KB
    www.visdp.de/sammelseiten/Unwoerter.pdf
    Kurzform des URLs: snipurl.com/1bbuh

    Newsletter: Duden-Sprachtipps

    Der Duden-Newsletter bietet alle zwei Wochen eine unterhaltsame Mischung aus Informationen zu Rechtschreibung und Grammatik, Tipps zum Sprachgebrauch und Wissenswertem rund um die deutsche Sprache. Im Archiv finden Sie ältere Ausgaben zum Nachlesen.
    www.duden.de/newsletter

    Heißt der sibirische Fluss Jenissej, Ienissei, Yenisey oder Enisej?

    Damit Sie nicht länger Googlen müssen, sollten Sie auf diesem Journalistenportal nachschauen.
    www.agenturjournalismus.de/index.php?option=com_content&task=view&id=13&Itemid=27
    Kurzform des URLs: snipurl.com/1bbup

    Newsletter: Zwiebelfisch – Deutschlands beliebteste Sprachkolumne

    Der Zwiebelfisch-Newsletter informiert Sie über die jeweils aktuelle Kolumne und verweist darüber hinaus auf alle anderen Artikel aus dem Zwiebelfisch-Universum, die in letzter Zeit hinzugekommen sind: neue Einträge ins Zwiebelfisch-Abc, lauter kleine Zwiebelfischchen, Fragen und Post an den Zwiebelfisch.
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    Theo Sommer: Der König der Zulu-Metaphern kennt sich auch bei Weblogs aus

    Oh mei, wieder mal eines dieser schönen Beispiele von Medienkompetenz. Heute: Theo Sommer, der war fast 20 Jahre lang Chefredakteur der "Zeit", später wurde er Herausgeber, jetzt ist er "Editor-at-Large" des Blattes. Heute gibt es in der "Welt" einen Artikel über Sommers vor einigen Wochen gestartetes Blatt "German Times" . "Die monatlich erscheinende "German Times" will eine Parlamentszeitung sein, die den 7265 EU-Abgeordneten zeigt, wie Deutschland zu CO²-Emissionen steht oder wie Peer Steinbrück den Spagat zwischen sparen und investieren schaffen will." So weit, so gut.

    Von "Konkret"-Herausgeber Hermann L. Gremliza wurde Sommer wegen seiner Vorliebe für ausgiebige und meistens nicht passende Wortbilder zum "König der Zulu-Metapher" ernannt. Jetzt äußerte sich der 76-Jährige zu Weblogs, leider etwas ungehobelt:
    Natürlich kennt er sich mit Weblogs aus, auch wenn er sie tunlichst meidet. "Der psychologische Zwang zu vollenden, ist generell im Internet geringer, als wenn man einen Artikel vor sich auf den Knien hat", sagt er. "Und in den Blogs wird oft nur Blödsinn verbreitet - das hat mit der Demokratisierung eines Mediums nichts zu tun, sondern vor allem mit dessen Verblödung."

    Donnerstag, 22. Februar 2007

    Termine für Netzjournalisten 2007 (Auswahl)

    Sobald mehr Informationen zu den jeweiligen Terminen vorhanden sind, werde ich dies hier aktualisieren.

    Montag, 12. Februar 2007

    "journalist"-Artikel: Zeitungs-TV per Videoclip

    Artikel Internet-TV Journalist 2/2007
    Zeitungs-TV per Videoclip

    Den Tageszeitungen bieten sich vor allem im lokalen Bereich realistische Chancen, im Internet-TV Fuß zu fassen. Kurze Videos sind sowohl für das Publikum als auch für die Werbewirtschaft interessant.


    Von Thomas Mrazek

    Die Grenzen zwischen den Medien verschwimmen. Jahrelang war diese Aussage nicht mehr als eine Phrase, die bei Medienkongressen oder in Werbefachblättern verkündet wurde. Denn in der Praxis war nur wenig vom Verschmelzen bisher traditionell getrennter Kommunikationsbereiche zu sehen. Für die meisten Medien bot die so genannte Konvergenz kaum Anreize. Zeitungen engagierten sich daher im Internet nur mit gebremster Energie und gehörten eher zu den Verlierern im Netz.

    Doch im Internet werden gerade mal wieder "die Karten völlig neu gemischt", stellt der Münchner Medienberater und Journalismus-Dozent Christian Jakubetz fest. Dabei bietet sich auch den Tageszeitungen die Chance, ins Internet-Fernsehen einzusteigen. "Bewegtes Bild ist inzwischen nicht mehr das Privileg der TV-Sender - gerade im Web", sagt Jakubetz. "Die Online-Angebote von ‚Spiegel' und ‚Focus' zeigen, dass man kein Fernsehveranstalter sein muss, um Fernsehen zu zeigen. Ich kann statt der Tagesschau auch die Abendnachrichten bei Spiegel Online anschauen. Alte Loyalitäten funktionieren im Netz nicht."

    Das Internet-TV eröffnet laut Jakubetz gerade den Zeitungsverlagen neue Möglichkeiten: "Im Regionalen und im Lokalen gibt es so gut wie keine Bewegtbild-Angebote im Netz. Der Zustand der meisten Lokal- und Regionalsender ist nicht so, dass Zeitungen Angst davor haben müssten." Die Verlage hätten eine "starke Stellung am Markt, journalistische Erfahrung und Glaubwürdigkeit und eine ausgeprägte redaktionelle und technische Infrastruktur" vorzuweisen. Um ein attraktives lokales TV-Programm im Internet anzubieten, sei eine "nicht mal sechsstellige Anfangsinvestition" notwendig, sagt Jakubetz. Der Darmstädter Journalistikprofessor Klaus Meier rät Zeitungsverlagen dazu, jetzt Videos im Netz anzubieten: "Videos im Internet treffen die Interessen und Wünsche der Nutzer. Wenn man das nicht macht, koppelt man sich von der Entwicklung im Internet ab." Der Fachdienst "ibusiness" warnt: "Wenn die Lokalzeitungen hier nicht aktiv werden, werden Web-Portale dieses Geschäft machen."

    Auf dem Weg
    Das Thema Internet-TV sei bei deutschen Zeitungen "auf dem Weg", sagt Holger Kansky, Multimedia-Referent des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger. Kansky erwähnt den niederländischen Videonachrichtendienst Zoomin. 26 deutsche Zeitungen präsentieren derzeit auf ihren Internet-Seiten Videos von Zoomin. Der Dienst produziert nach eigenen Angaben "täglich zirka 150 Nachrichtenvideos in acht Sprachen aus den Rubriken Inland, Ausland, Börse, Sport, Film, Besonderes, Trends und Unterhaltung." Die Zusammenarbeit mit Zoomin sei für die Verlage "nur eine Vorstufe, um Erfahrungen mit dem neuen Medium zu machen," meint Kansky. Ziel sei es, selbst lokale Videoclips anzubieten und damit neue Vermarktungsmöglichkeiten zu schaffen.

    Lokaler Durchblick mit dem Rheinblick
    Der "Kölner Stadt-Anzeiger" hat diese Erfahrungen bereits gemacht. Neben den fertig gelieferten Zoomin-Angeboten stellt die Online-Redaktion seit November selbst produzierte Fernsehinhalte ins Netz. Kernstück des unter der Adresse www.ksta.tv erscheinenden Angebots ist die werktäglich um 16 Uhr aktualisierte Sendung Rheinblick: "Damit wollen wir ein Nachrichtenformat etablieren, dass schon am Nachmittag die wichtigsten Meldungen des Tages liefert - möglichst mit entsprechenden Videos. Dazu gibt es Wetter und Veranstaltungstipps für den Abend", erklärt Online-Chef Jürgen Oehler.

    Mit der Nachmittagssendung wolle man vor allen die Nutzer in den Büros vor dem Feierabend erreichen. "Als Christoph Daum als neuer Trainer beim 1. FC Köln verpflichtet wurde, gab es bis zu 11.000 Video-Aufrufe", berichtet Oehler. "An ereignisarmen Tagen sank das Interesse schon mal unter die 3.000." Es komme jetzt vor allem darauf an, die Sendung "zu etablieren, zu optimieren und die anfangs neugierigen Besucher zu Stammkunden zu machen."

    Im Vergleich zu dem von Zoomin zugekauften internationalen Agenturmaterial hat das lokale Fernsehangebot bis zu dreimal so hohe Zugriffsraten. Für Oehler beweist dies, "dass lokale Inhalte im Online-Angebot einer regionalen Tageszeitung die wichtigsten Inhalte sind".

    Überzeugendes Format
    Für die Produktion des Rheinblicks und der anderen Formate wurde ein Büro zum Studio umfunktioniert: "Wir arbeiten mit drei Kameras, Beleuchtung, Mikros, einer Greenbox und drei Schnittplätzen". Die Redaktion bestehe aus zehn "jungen" Mitarbeitern erklärt der 53-jährige. Es sind Diplom-Journalisten mit Technik-Schwerpunkt, Online-Journalisten und mehrere Freie mit TV-Erfahrung.

    In der Redaktion habe es Vorbehalte gegenüber dem neuen Online-Projekt gegeben: "Natürlich machten sich einige Kollegen Sorgen, ob sie nun plötzlich auch Fernseh-Moderatoren sein müssten. Aber das muss keiner." Oehler reiche es, wenn erkannt werde, "dass eine Zeitung nur überleben kann, wenn multimedial gedacht und gearbeitet" werde.

    Ganz lapidar ist die Produktion nicht, wie der Redaktionsleiter schildert: "Unser Nachrichtenteam startet um 9 Uhr, sondiert Termine; ein Filmteam fährt raus, dreht, schneidet, synchronisiert. Der Moderator schreibt seine Texte selbst, ein weiterer Mitarbeiter bereitet die Sendung vor. Da wird noch viel improvisiert, zumal ja immer wieder auf aktuelle Ereignisse reagiert werden muss. Aber um 15.30 Uhr steht die Sendung."

    Sie kann dann zu jeder beliebigen Zeit von den Nutzern abgerufen werden. Länger als fünf Minuten dürfen solche Videos nicht sein, "denn die Zuschauer haben etwa im Büro nicht den Nerv, sich längere Beiträge anzuschauen", weiß Oehler. Der Rheinblick ist handwerklich solide Arbeit. Berater Jakubetz hält das Format für überzeugend: "Mit den Beiträgen gewinnt man vielleicht keinen Fernsehpreis; aber sehenswert und informativ sind sie allemal."

    So viel Mühe wie beim "Kölner Stadt-Anzeiger" geben sich nicht alle Zeitungen bei ihren Experimenten. Manche blamieren sich sogar, wie etwa der Konstanzer "Südkurier". Auf dessen Internet-Seite gibt es seit November ein eher dilettantisches wirkendes Video online. Es zeigt ein Treffen von Bundespräsident Horst Köhler mit Amtskollegen aus Österreich und der Schweiz. Der einminütige Beitrag schreckt nicht nur wegen der miserablen Bild- und Tonqualität ab, sondern auch wegen des völlig belanglosen Inhalts: Horst Köhler entschuldigt sich für sein verspätetes Eintreffen.

    Werbepotenzial
    Solche Videos dürften bei den Nutzern kaum Geschmack auf mehr machen. Doch darum geht es schließlich: die Leser via Internet weiter an die Zeitungsmarke zu binden und den Werbekunden ein neues, attraktives Umfeld zu bieten. In die bewegten Bilder können wie im herkömmlichen Fernsehen Werbespots eingebunden werden.

    Dabei stößt das Internet-TV jedoch an Grenzen: "Eine eingeblockte Werbung darf zehn Sekunden dauern, nicht länger. Ab 15 Sekunden gehen Online-User aus dem Angebot", sagt Jürgen Oehler. Und ergänzt: "Es müssen erst Werbefilme speziell für Online produziert werden."

    Marktzahlen aus den USA versprechen auch für den deutschen Online-Werbemarkt zukünftig ein großes Potenzial. In den USA werden beispielsweise für 2008 Werbeeinnahmen von über einer Milliarde Dollar durch so genannte Video-Ads erwartet. In Deutschland entsteht dieser Markt erst. Multimedial arbeitende Zeitungen haben die Chance, von Anfang an vom Werbekuchen mitzubekommen.

    Der Beitrag ist zuerst in ähnlich Form in der Medienzeitschrift "journalist" (Ausgabe 2/2007) erschienen.

    Sonntag, 28. Januar 2007

    Kollaborativer Kokolores bei der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung"

    FAS-Titelseite 28.01.07"Der Leser schreibt mit", hieß es vor zwei Wochen zum ersten Mal bei der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". "Anstatt einen Artikel nur zu drucken, haben wir ihn erst einmal ins Internet gestellt. Wir wollten wissen, ob die Leser dort vielleicht mehr wissen als wir", schrieb "FAS"-Redakteur Jörg Albrecht (siehe hierzu auch "Partizipativer Journalismus bei der FAS" im Blog Journalismus 2.0).

    Sonst nur schnöder Beobachter oder Kritiker solcher journalistischen Experimente, machte ich am Freitag mal selbst mit. In einem bei FAZ.NET veröffentlichten Artikel wurden die Leser wieder zum Mitschreiben aufgefordert. Nachdem ich das etwas umständliche Anmeldeprozedere hinter mich gebracht hatte, schickte ich meinen Kommentar ab. Nach offensichtlichem Sichten meines Beitrags durch die Redaktion wurde dieser nach ein, zwei Stunden freigeschaltet.

    Hier ist mein Kommentar zum Artikel "Was ist neu am Web 2.0?" der Autoren Ulf von Rauchhaupt und Jochen Reinecke:
    "Vielerorts" ist nirgendwo
    Sie schreiben: "Vielerorts war zu erfahren, Blogger seien die neuen Journalisten. Was natürlich barer Unsinn ist: Die Stärken von Journalisten sind (oder sollten) zumindest ein breites Allgemeinwissen, professionelle Recherche, ein gewisses Arbeitsethos hinsichtlich der Trennung von privaten und öffentlichen Interessen und ein sicheres Beherrschen der Sprache sein."

    Ich habe mich intensiv mit dem Thema Weblogs und Journalismus beschäftigt und konnte bislang dieses "vielerorts" überhaupt nicht ausmachen. Vielleicht können Sie im Sinne der von Ihnen geforderten journalistischen Professionalität Ihre Leser darüber aufklären, wo und in welcher Form behauptet wurde, dass Blogger die "neuen Journalisten" seien. Dann können sich die Leser selbst ein Urteil darüber bilden. Aber so - ganz ohne Beleg - wirkt Ihre Behauptung unglaubwürdig, als wäre sie eben nur mal schnell hingeschmiert worden. Das hat mit Journalismus nichts zu tun.
    Ein "grenzdebiler Artikel" in der "FAS"?
    So weit, so gut. Ich schaute dann ab und zu auf diesen Artikel, um zu sehen, ob weitere Leser kommentieren, was auch der Fall war. Auf einmal verschwand allerdings einer der Autorennamen (Ulf von Rauchhaupt) und der Artikel wurde in der Wissenschafts-Rubrik von FAZ.NET auch nicht mehr angekündigt. Es wurde nun bei einem neuen Artikel "Wie viel Weisheit steckt im Web 2.0?" um die Mithilfe der Leser gebeten; Autor Ulf von Rauchhaupt. Hatten sich derweil die beiden Autoren verkracht? Schließlich wurde der Artikel massiv kritisiert, unter anderem von dem darin als "Krawalltexter" titulierten Don Alphonso, der sich in seiner Replik vor allem dem Autor Jochen Reinecke widmete.

    Handelsblatt-Blogger Thomas Knüwer, der den Artikel auch kritisiert hatte, fragte irritiert: "Ups? Was ist denn nun passiert? Herr von Rauchhaupt (...) ist nicht mehr Mit-Autor des Artikels." Von einem weiteren peinlichen Fehler, wie einem falschen Screenshot mal ganz abgesehen. Völlig unter die Räder kam der Artikel in der Heise-Kolumne "Was war. Was wird.", Hal Faber rotzte: "Ein grenzdebiler Artikel über Weblogs".

    Falsch zitiert?
    Herrje, was mag dabei wohl in der gedruckten Zeitung herauskommen. Immerhin drei Seiten Papier (S. 61-73) und eine reißerische Ankündigung auf der Titelseite: "Wahnsinn Internet. Was steckt im Web 2.0?". Zu Ulf von Rauchhaupt und Jochen Reinecke gesellt sich nun noch Jörg Albrecht als Autor.

    Juhu, ich bin auch drin. Gleich auf der ersten Seite werde ich korrekt zitiert. Aber Moment mal, die Stelle auf die ich Bezug nehme wurde in der gedruckten Ausgabe geändert. Statt:
    "Vielerorts war zu erfahren, Blogger seien die neuen Journalisten."
    , heißt es nun:
    "Vielerorts wurde schon die Frage gestellt, ob Blogger oder Wikipedia-Schreiber nicht die Journalisten der Zukunft seien."
    Das ist doch was ganz anderes, diese Aussage habe ich doch nicht kommentiert.

    Unter meinem gedruckten Zitat merkt die Redaktion an:
    Fundstellen sind zum Beispiel www.oreillynet.com/digitalmedia/blog/2005/01/are_blogs_the_new_journalism.html
    www.bloggenundwerben.de/?page_id=6
    www.heise.de/tp/r4/artikel/21/21567/1.html
    www.nzz.ch/2006/09/15/em/articleEGRUX.html
    Ja Herrgott, ich habe doch nicht bestritten, dass über das Thema diskutiert wird. Nun vier auf die Schnelle herbeigegooglete Sekundärquellen als Beleg anzuführen, ist wahrlich keine große Leistung. Beim Leser der gedruckten Zeitung entsteht ein falsches, verzerrtes Bild. Und ich stehe blöd da (ich kann es verkraften).

    Entspricht das den im Artikel postulierten Qualitätsansprüchen an den Journalismus, von denen er sich gegenüber den Bloggern unterscheidet? Obendrein ist partizipativer Journalismus in dieser Form dann nur noch Kokolores, nicht nur für mich. Schade, so misslingt das Experiment.

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    Das Blog Thomas Mrazek ist der +++ netzjournalist...
    Netzjournalist - 2025/02/19 22:00
    Wo geht’s lang im Online-Journalismus?...
    Dieses Blog ruht. Etwas. Natürlich biete ich Ihnen...
    Netzjournalist - 2023/05/20 07:56
    Quellen finden ist nicht...
    Es wird mit der Zeit immer schwieriger, gute Nachschlagewerke...
    i-favoriten - 2018/08/18 06:11
    Hardy Prothmann entschuldigt...
    Hardy Prothmann entschuldigt sich https://www.facebook. com/hardy.prothmann/posts/ 10152634060500489 Ein...
    Sven Temel (Gast) - 2014/08/21 08:11
    Wow
    Ich habe dieses Werk erst kürzlich entdeckt und war...
    Leser (Gast) - 2013/09/04 20:59

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