Mittwoch, 25. Oktober 2006

Fluktuation bei Watchblogs

Das Bildblog, das seit heute übrigens in einem neuen Layout erscheint, hat einen weiteren Nachahmer gefunden: Das Österreich-Blog beobachtet die mit großem Ballyhoo am 1. September gestartete Tageszeitung "Österreich" (via "taz").

Watchblogs kommen und gehen. Die Macher des ORFblog, welches den österreichischen Rundfunk im Visier hatte, haben kürzlich hingeschmissen: "Weder die Zeit, noch die nötigen Sponsoren sind vorhanden, um das Projekt weiterhin am Leben zu halten", heißt es auf der Website. Eine Pause legt seit Mitte September der schärfste Kritiker der "Ostsee-Zeitung", Ulrich Meyke, ein. Nach 3.000 Einträgen plage ihn unter anderem die Langeweile beim Lesen dieses Blattes, sagt Meyke. In einem halben Jahr wolle er entscheiden, ob er weiter macht.

Eine Übersicht deutschsprachiger Watchblogs finden Sie im Beitrag "Ungebetene Kritiker", der zuerst im "journalist" 1/2006 erschienen ist.

Mittwoch, 27. September 2006

Medien 2.0 – Journalisten-Workshop der Bundeszentrale für politische Bildung

Bei der oben genannten Veranstaltung am 28. / 29. September 2006 in Frankfurt am Main moderiere ich die u.a. Podiumsdiskussion. Das Programm der ganzen Veranstaltung finden Sie bei bei der Bundeszentrale für politische Bildung; außerdem gibt es bei iDemokratie ein Weblog. Auf meiner Seite finden Sie weitere Materialien zum Thema Bürgerjournalismus.

Potenzial 2.0 – eine Bestandsaufnahme
Realität, Wirtschaftlichkeit und Zukunftsmusik von bürgerjournalistischen Formaten


Teilnehmer: Moderation:
Thomas Mrazek, Onlinejournalismus.de

Intro

Die Berichte über den Bürgerjournalismus aus den letzten Tagen irritieren mich ein wenig. Hierzu vier „Szenen“, die mir aufgefallen sind.
  • „Handelsblatt“-Reporter Thomas Knüwer diagnostizierte gestern in seinem Weblog Indiskretion Ehrensache bei einem Tagesthemen-Beitrag einen „pestilenzartigen Gestank, gemischt aus Angst und Arroganz“. Worum ging es? Die Tagesthemen beschäftigten sich in einem knapp dreiminütigen Beitrag am Sonntag (24.09.06, Video) mit Videos und Bürgerjournalismus im Netz. Knüwers Artikel trägt den Titel „Der Angstschweiß des Tom Buhrow“.
  • Keinen Angstschweiß sondern blanke Wut zeigte vor zwei Wochen in der ARD-Sendung Polylux (14.09.06, Video) der Pressesprecher des Deutschen Journalisten-Verbands, Hendrik Zörner. Er vernichtete plakativ mehrere vergrößerte Leser-Reporter-Ausweise der „Bild“ – als handle es dabei um Teufelszeug. Tage zuvor hatte sich „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann wegen der Kritik an der Leser-Reporter-Aktion seiner Zeitung über die „unerträgliche Arroganz mancher Journalisten gegenüber ihren Lesern“, mokiert.
  • Etwas dezenter ging es zu Wochenanfang beim Zeitungskongress des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) in Warnemünde zu. BDZV-Präsident Helmut Heinen hielt den Begriff des „Bürgerjournalismus“ für „missverständlich“ und stellte fest: „Relevante Inhalte generieren, strukturieren, aufbereiten und die Debatten in allen Lebensbereichen moderieren (...) das ist ein kompliziertes und komplexes Handwerk, das nur von talentierten und gut ausgebildeten Journalisten erledigt werden kann.“
  • Vom edlen Ansinnen der Verlegerzunft zum Abschluß noch ein Sprung zum Marxismus. Der als Schockwellenreiter bekannte Blogger Jörg Kantel richtete vor einigen Tagen „Eine Bitte an alle Journalisten“: „Könntet Ihr bitte daran denken, daß zur korrekten Verwendung des Begriffes Bürgerjournalismus (...) nicht nur der schreibende Bürger an sich gehört, sondern auch, daß der schreibende Bürger Besitzer (nicht Eigentümer!) der Produktionsmittel sein muß, mit denen er seinen Journalismus "produziert". (Das heißt – marxistisch gesprochen – er darf seinen Produktionsmitteln nicht "entfremdet" sein, aber Marxismus lernt man ja heute nicht mehr auf der Journalistenschule.) Dann würdet Ihr nämlich über diese unsäglichen Aktionen der BLÖD- und anderer Zeitungen, die den Bürger als billigen Content-Lieferanten mißbrauchen, nicht solch einen Blödsinn (Kantel verlinkt auf einige Medien, T.M.) schreiben.“
Die ausgewählten Beispiele wirken etwas pointiert, fast überspitzt. Aber sie deuten – vielleicht mal mehr, vielleicht mal weniger gut belegt – einige der Probleme an, die Medienmacher hierzulande mit dem Bürgerjournalismus haben. Eingangs erwähnte ich, dass mich diese Beispiele oder Szenen etwas irritieren. Ich möchte wieder Bodenhaftung gewinnen. Ich bitte die Teilnehmer der Podiumsrunde um ihre Definitionen des Bürgerjournalismus. Sicherlich lassen sich dabei auch einige positive Aspekte und Perspektiven dieser Formate herausarbeiten.

Weitere Materialien

Sonntag, 17. September 2006

Medienmagazin "V.i.S.d.P" landet im Papierkorb und erscheint nur noch als PDF

Das "Magazin für Medienmacher", "V.i.S.d.P." erscheint in Zukunft nur noch als PDF. Herausgeber Hajo Schumacher, unter anderem Autor des Muntermachers "Kopf hoch, Deutschland" und unter dem Pseudonym Achim Achilles Kolumnist bei Spiegel Online, sieht's gelassen. Schumacher teilt den Lesern in der ersten per E-Mail verschickten Ausgabe mit:
"Liebe V.i.S.d.P.-Freunde,
ab sofort sind wir schneller und aktueller, bleiben aber strikt fröhlichkeitsaffin. Statt des Hefts gibt es nun jeden Freitag dieses wundervolle Internet-Magazin, dass man sich auch ausdrucken und sonntags auf der Corbusier-Liege lesen kann."
Gründe für die Umstellung nennt er indes nicht. Im Impressum des von der Berliner Helios Media GmbH (u.a. Zeitschriften "pressesprecher" und "politik & kommunikation") herausgegebenen Heftes stehen nur noch zwei Namen. Bisher erschienen zehn Ausgaben im Jahr mit einer Auflage – laut Mediadaten – von 7.000 Exemplaren. Die erste Ausgabe kam im November 2004 raus, das Blatt war wegen seiner ungewöhnlichen Optik nicht unumstritten. Zudem trägt das Portfolio des Verlags nicht unbedingt zur Glaubwürdigkeit eines Medienmagazins bei. Auf der Website heißt es:
"Helios Media organisiert Netzwerke von Meinungsführern in den Bereichen Politik, Kommunikation und Medien: Pressesprecher und Kommunikationsverantwortliche, Politiker und Lobbyisten, Journalisten, Medienmacher und Wissenschaftler."
Schumacher teilt nicht mit, ob das PDF in Zukunft kostenpflichtig sein wird. Verschickt wurde diese Ausgabe offenbar an die Abonnenten des kostenlosen Medienszene-Newsletters.

Lesenswert auf den mit Eigenanzeigen bestückten fünf Seiten ist nur das Interview mit der zur "Journalistin der Woche" ernannten Ulrike Simon. Die renommierte Medienjournalistin wechselt zum 1. Januar vom Medienressort des Berliner "Tagesspiegels" zum Springer Verlag und wird vor allem für Welt Online tätig sein. Ein kurzer Auszug aus dem Interview:
"V.i.S.d.P.: Von einer renommierten Tageszeitung wechseln Sie zu einer nicht so renommierten Online-Zeitung. Hat Print seine Zukunft hinter sich?
Simon: Nein. In der Kombination aus online und Print sehe ich die Zukunft. Und keine Sorge: Sie werden mich auch künftig gedruckt auf Papier lesen können."
Zurück zu "V.i.S.d.P.", dass nicht mehr auf Papier zu lesen sein wird: Schade ist es – trotz aller Kritik – schon um das Heft. Die erste PDF-Ausgabe ist lieb- und witzlos und lädt eben nicht zur Lektüre auf der Corbusier-Liege ein. Erst im Mai dieses Jahres scheiterte mit den "Trueffeljaegern" ein als PDF verbreitetes Medienmagazin (onlinejournalismus.de).

Nachtrag 19.09.06
Die Redaktion erklärt in ihrem Blog unter dem Titel "FAQs", wie es nun weitergehen wird.

Sonntag, 10. September 2006

Wissensstoff: Weblogs, Wikipedia, Internet und Journalismus

Vor einem Jahr bat ich die Leser dieses Blogs an einer wissenschaftlichen Umfrage zur "Glaubwürdigkeit von Weblogs" teilzunehmen. Die Autorin, Lisa Sonnabend, hat ihre Magisterarbeit jetzt veröffentlicht. Zugleich hat sie mit ihrem Mitstreiter bei muenchenblogger ("Das Stadblog für München"), Maximilian Sterz, mit netzthemen.de "ein Online-Magazin über aktuelle Entwicklungen im Internet gestartet". Neben ihrer Arbeit kann dort auch Sterz' Magisterarbeit gelesen werden. Sehr schön!
  • Lisa Sonnabend: Das Phänomen Weblogs – Beginn einer Medienrevolution? Eine Annäherung an die Beantwortung mit Hilfe einer Analyse der Glaubwürdigkeit und Qualität aus Sicht der Rezipienten (LMU München 2005)
  • Maximilian Sterz: Kollektives Schreiben im Netz. Zum Problem kollaborativer Autorschaft in digitalen Netzmedien am Beispiel der Online-Enzyklopädie Wikipedia (LMU München 2005)
Wer mal einen Blick in die "Internet-Steinzeit" werfen will, kann sich hier meine Magisterarbeit "Internet und Journalismus – Auswirkungen eines neuen Mediums auf den Journalismus" (eingereicht im Juni 1998 bei Peter Glotz, Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung (IFKW) der Ludwig-Maximilians-Universität, München) anschauen.

Bei dieser Gelegenheit sei auch auf die Rezensionen zu Matthias Armborsts in Buchform veröffentlichter Diplomarbeit "Kopfjäger im Internet oder publizistische Avantgarde? – Was Journalisten über Weblogs und ihre Macher wissen sollten" verwiesen. Ich habe das Vorwort für dieses empfehlenswerte Werk geschrieben.

Samstag, 2. September 2006

Link-Tipps zu Leserreportern, Bürgerjournalisten

Artikel, Blogs über Leserreporter, Bürgerjournalismus (kleine Auswahl)

Deutschsprachige Projektbeispiele

alles finden

 

alles draußen

Diigo

T-Online: Eklat im Gesundheitsministerium: Pressesprecher droht...
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Die Südwestdeutsche Medienholding (SWMH) mit dem Flaggschiff...
2025/07/23 10:32

alles neue

ich
Das Blog Thomas Mrazek ist der +++ netzjournalist...
Netzjournalist - 2025/02/19 22:00
Wo geht’s lang im Online-Journalismus?...
Dieses Blog ruht. Etwas. Natürlich biete ich Ihnen...
Netzjournalist - 2023/05/20 07:56
Quellen finden ist nicht...
Es wird mit der Zeit immer schwieriger, gute Nachschlagewerke...
i-favoriten - 2018/08/18 06:11
Hardy Prothmann entschuldigt...
Hardy Prothmann entschuldigt sich https://www.facebook. com/hardy.prothmann/posts/ 10152634060500489 Ein...
Sven Temel (Gast) - 2014/08/21 08:11
Wow
Ich habe dieses Werk erst kürzlich entdeckt und war...
Leser (Gast) - 2013/09/04 20:59

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Zuletzt aktualisiert: 2025/07/07 05:14

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