Freitag, 10. Juli 2009

Online? Zum Kotzen! (sic!)

In der Mailingliste Jonet fragte ein Kollege, ob das bei Stern.de gezeigte Bild eines sterbenden "Tierhetzers" in Pamplona noch zum "Qualitätsjournalismus" gehöre. Je nun, ich habe mal kurz geschaut, bei Bild.de und Focus Online gibt es sogar Bewegtbilder, die zeigen, wie ein Stier diesen Menschen auf die Hörner nimmt (diese Videos werden sicherlich auch bald bei anderen Angeboten zu sehen sein). Bei Express.de fand ich sie indes noch nicht, dafür gibt es dort eine weitere Pretiose onlinejournalistischen Arbeitens zu bestaunen: Ein junge Frau kotzt neben einem Express-Mitarbeiter, der Anreißertext zu diesem 16-Sekunden-Stück: "Online-Oli bringt Fans zum Würgen. Eine junge Dame "unter-bricht" mal kurz Online-Oli".

Zeit Online huldigt Renault

Die "Probefahrt" ist seit vielen Jahren Bestandteil der gedruckten "Zeit". In feuilletonistischer Manier fröhnen die Autoren darin dem Fahrgenuß mit einem ausgewählten Automobil. Aktuell ist der Renault Clio an der Reihe – "Ein Auto mit Bildungsauftrag", heißt es in der Überschrift. Flott geht es weiter: "Als der créateur d’automobiles den Clio erschuf, hatte er einen besonders guten Tag." Und so weiter und so fort.

Nach Lektüre der allzu wohlfeilen Huldigungen für dieses Fahrzeug könnte man sich fragen, ob Renault dem Autor oder der Zeitung dafür nicht auch einen guten Tag in Form einer finanziellen Zuwendung beschert hat. Was in der Zeitung schon anrüchig erscheinen mag, bestätigt sich schließlich bei Zeit Online als Schleichwerbung: Die achtteilige Bildergalerie könnte eins zu eins einem Prospekt des Fahrzeugherstellers entstammen: Die Bilder stammen von Renault, die durchweg positiven und die Vielfalt des Clio anpreisenden Texte ebenso. Schade, dass es das Meckerblog bei Zeit Online nicht mehr gibt.

Nachtrag 11.07.09
Zeit Online hat die Bildergalerie inzwischen entfernt und erklärt den Lesern diese Korrektur auch – gut so!

Nachtrag 13.07.09
Oh mei! (bayerischer Stossseufzer) Ein Leser wies eben darauf hin, dass man von mir monierte Galerie weiterhin sehen kann. Ich glaubte der Aussage von Zeit Online: "Um aber jeglichen weiteren Missverständnissen vorzubeugen, haben wir die Bildstrecke vorsorglich entfernt und nur noch ein als Werksfoto deklariertes Bild stehen lassen, das den besprochenen Wagen zeigt."

Nachtrag 14.07.09
Wir haben den Hinweis erhalten, dass Renault keinerlei Zuwendungen an "Zeit"/Zeit Online geleistet hat. Jetzt ist die Bildstrecke endgültig weg.

Mittwoch, 10. Juni 2009

Keiner meckert mehr über “Miststücke” bei Zeit Online

Ein meines Erachtens leider etwas vernachlässigtes Projekt (nur dann und wann wurde es in der Literatur erwähnt, etwa bei Professor Klaus Meier), das so genannte Meckerblog bei Zeit Online stellte jetzt seinen Dienst ein. Ein unabhängiger Journalist, “Onkel Brumm”, beobachtete in diesem Blog das Web-Angebot der Wochenzeitung und wies auf Fehler und Fehlentwicklungen hin. Dafür erhielt er ein geringes Honorar.

Am Sonntag schrieb Onkel Brumm (richtiger Name ist der Redaktion bekannt): "Mit diesem Posting endet das Meckerblog – mehr als drei Jahre sind man (sic) genug. Findet jedenfalls die Redaktion, und ich stimme dem zu." Wenigstens ein Ende ohne Knatsch, wie dem Beitrag "Finis Meckerblog" zu entnehmen ist, denn der Autor wird nach eigenen Angaben künftig häufiger für Zeit Online schreiben. Trotzdem ist es natürlich schade, dass diese – meines Wissens in Deutschland einmalige – Institution redaktioneller Selbstkontrolle nun endet.

Dass dieser Job nicht immer einfach war, sagte der Meckerblogger im Interview bei Onlinejournalismus.de vom 22.12.2006: "Vermutlich bin ich als Kritiker nicht gerade beliebt". Die mangelnde Aufmerksamkeit für dieses Blog beklagte ich im Beitrag "Miststücke in der 'Zeit'".

Montag, 25. Mai 2009

Wie nutzen Sie Soziale Netzwerke?

Für die Zeitschrift "Message" arbeite ich an einem Artikel zum Thema Soziale Netzwerke und Journalismus. Hierzu würde ich gerne Ihre Meinung hören (sofern Sie als Journalist tätig sind).
  • Wie nutzen Sie Soziale Netzwerke (wie etwa StudiVZ, Facebook, Xing, aber auch Twitter) für Ihre Arbeit (es muss sich nicht auf Recherche reduzieren)?
  • Was für Erfahrungen haben Sie damit gemacht?
  • Sind Sie selbst in Sozialen Netzwerken registriert und aktiv (es ist ja für das journalistische Arbeiten mit diesen Angeboten nicht zwingend notwendig Mitglied zu sein respektive überhaupt nicht möglich überall dabei zu sein)?
Antworten bitte per E-Mail an:
kontakt(at)thomas-mrazek.de
Gegebenenfalls hake ich noch mal nach. Der Artikel wird später hier veröffentlicht. Vielen Dank schon mal.

Wie Journalisten diese Netzwerke besser nicht nutzen sollten, ist im Artikel "Deckname Moser" nachzulesen.

Dienstag, 12. Mai 2009

Marginalia zu Blog-Knalltüten

Gestern frotzelte ich über die Blog-Müdigkeit eines Bloggers bei der Münchner "Abendzeitung", das Sechzig-Blog wurde von Redakteur Oliver Griss zum letzten Mal am 26. März aktualisiert. Ja mei, eigentlich ist in der Zwischenzeit nicht wenig bei diesem Verein passiert. Darum frug ich mal dezent via Twitter nach. Und die "AZ"-Kollegen antworteten auch bald, wenngleich etwas genervt und mit großer Schwäche beim (Recherche-)Abschluss (siehe Screenshot).

Liebe Freunde von der "Abendzeitung", Ihr seid leider auf der ersten Seiten dieses Blogs gelandet (die wurde tatsächlich am 2.3.2005 erstellt; in der Zwischenzeit entstanden rund 350 weitere Seiten), dabei habe ich doch hin und wieder auch Erheiterndes ("Krawalljournalismus nach Münchner Art") und Lehrreiches ("Wenn nix mehr geht, dann geht's mit Google ... oder doch nicht?") über und für Euch hier berichtet. Nachträgliches Löschen solcher Schwächen ist übrigens bei Twitter nicht so hilfreich, die Suche speichert solche Einträge.

Ob es nun Blog-Knalltüten bei der "AZ" sind oder nicht, kann ich nicht sagen, sie probieren dieses und jenes (Twitter) ja wenigstens intensiv mal aus. Ich befürchte, dass es summa summarum nicht so viel bringt, wie das müde Sechzig-Blog vielleicht belegt (kaum Kommentare, mangelnde Pflege – Lieblosigkeit, vielleicht auch aus Zeitmangel). Auch durch die sagenhafte Steigerungsrate von 800 Prozent seit dem Start der neuen Seite von Abendzeitung.de würde ich mich nicht blenden lassen – vorher war Online praktisch auf Null dort.

Übrigens, der von Don Alphonso geprägte Begriff Blog-Knalltüten für seiner Meinung nach unfähige Journalisten-Blogger, hat sogar Eingang in die Kommunikationswissenschaft gefunden. Ich entdeckte ihn im kürzlich erschienenen Werk “Journalismus im Internet. Profession – Partizipation – Technisierung”, herausgegeben von Christoph Neuberger, Christian Nuernbergk und Melanie Rischke auf Seite 162.
Screenshot Twitter

Donnerstag, 7. Mai 2009

Das "SZ Magazin" fragt "Wozu Zeitung?"

Die morgige Ausgabe des "Süddeutsche Zeitung Magazins" widmet sich dem Thema "Wozu Zeitung?" - "Das Internet macht Druck, die Auflagen schrumpfen, die Einnahmen sinken: Die klassischen Medien müssen sich der größten Sinnkrise ihrer Geschichte stellen. Ein Heft über den Umbruch einer Branche. Von A bis Z". Online gibt es das Ganze schon heute.

Inhaltlich mit dem Heft auseinandergesetzt haben sich bereits die Darmstädter Journalistikprofessoren Klaus Meier: "Wie man journalistisch mit der Frage „Wozu Zeitung?“ umgeht: Fünf Tipps anhand des SZ-Magazins vom 8. Mai" und Thomas Pleil: "Die SZ auf dem PR-Trip".

Nachtrag
Stefan Niggemeiers Blog-Beitrag "Schöner sterben mit dem „SZ-Magazin”" weist auf erhebliche Mängel in einem der angebotenen Artikel hin.

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Diigo

SZ [€]: Ist das noch ein Sportsender? Probleme bei Sport 1
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2025/03/14 12:13
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Das Blog Thomas Mrazek ist der +++ netzjournalist...
Netzjournalist - 2025/02/19 22:00
Wo geht’s lang im Online-Journalismus?...
Dieses Blog ruht. Etwas. Natürlich biete ich Ihnen...
Netzjournalist - 2023/05/20 07:56
Quellen finden ist nicht...
Es wird mit der Zeit immer schwieriger, gute Nachschlagewerke...
i-favoriten - 2018/08/18 06:11
Hardy Prothmann entschuldigt...
Hardy Prothmann entschuldigt sich https://www.facebook. com/hardy.prothmann/posts/ 10152634060500489 Ein...
Sven Temel (Gast) - 2014/08/21 08:11
Wow
Ich habe dieses Werk erst kürzlich entdeckt und war...
Leser (Gast) - 2013/09/04 20:59

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