Publizieren ohne (journalistische) Normen: "Da kann ja nur Müll rauskommen.“
3. Juni
Referentinnen: Michaela Hudi und Michaela Pampel
Publizieren ohne journalistische Normen – das funktionierte schon immer. Was am Ende dabei rauskommt, steht freilich auf einem anderen Blatt geschrieben. Aber als Journalist sollte man nicht von vornherein die Werke von Leuten, die nicht aus beruflichen Gründen publizieren für qualitativ minderwertiger halten.
Blogger haben gegenüber Journalisten sogar einige Vorteile: Ihnen redet im Grunde niemand rein. Sie können schreiben, was und wann es ihnen Spaß macht. Sie können auch mal über die Stränge schlagen, sie können zuweilen auch den eigenen Arbeitgeber vehement kritisieren (ob das immer – selbst im Schutz der Anonymität – sinnvoll ist, sei dahingestellt); sie brauchen nicht auf Quoten zu achten; sie können ihre Leser die ganze Zeit mit dem eigenen Ego oder was auch immer missionieren. Sie können ohne jegliche Vorbehalte untereinander kommentieren. Der "schwere Duft der Anarchie" eben. Für manche Blogger ist es freilich eine ernstere Sache: Sie haben keine andere oder effektivere Möglichkeit als per Weblog ein möglichst großes Publikum zu erreichen. Als drastisches Beispiel hierfür dienen Weblogs im Iran.
In einigen Artikeln zum deutschen Weblogs wird behauptet, dass Blogger meistens Journalisten seien (!). – Schlechte Recherche: Es gibt derzeit rund 50.000 deutsche Blogs und etwa 70.000 Journalisten. Nach meinen eigenen Beobachtungen bloggen in Deutschland vielleicht ein paar hundert Journalisten. Da nur wenige Journalisten bloggen, ist auch davon auszugehen, dass die meisten Blogger sich nicht unbedingt an journalistische Grundregeln halten bzw. ansatzweise damit vertraut sind. Sei es bei der Auswahl ihrer Themen, bei der Aktualität oder beim eigentlichen Publizieren, den Stilformen, den einzuhaltenden gesetzlichen Vorschriften und bei der Publikumsorientierung.
Trotz dieser anarchisch anmutenden Publikationsweise scheint es bisher noch zu keinen größeren Unfällen gekommen zu sein, die durch Blogger verursacht wurden. Das Publizieren ohne kodifizierte Normen scheint also wirklich zu funktionieren. Und diese so von Normen freie, unbefangene Publikationsform kommt sehr gut an. Blogs werden gerne gelesen, viele Nutzer wagen es selbst, mit dem Bloggen anzufangen. Eigentlich alles wunderbar. Oder doch nicht?
Referentinnen: Michaela Hudi und Michaela Pampel
Publizieren ohne journalistische Normen – das funktionierte schon immer. Was am Ende dabei rauskommt, steht freilich auf einem anderen Blatt geschrieben. Aber als Journalist sollte man nicht von vornherein die Werke von Leuten, die nicht aus beruflichen Gründen publizieren für qualitativ minderwertiger halten.
Blogger haben gegenüber Journalisten sogar einige Vorteile: Ihnen redet im Grunde niemand rein. Sie können schreiben, was und wann es ihnen Spaß macht. Sie können auch mal über die Stränge schlagen, sie können zuweilen auch den eigenen Arbeitgeber vehement kritisieren (ob das immer – selbst im Schutz der Anonymität – sinnvoll ist, sei dahingestellt); sie brauchen nicht auf Quoten zu achten; sie können ihre Leser die ganze Zeit mit dem eigenen Ego oder was auch immer missionieren. Sie können ohne jegliche Vorbehalte untereinander kommentieren. Der "schwere Duft der Anarchie" eben. Für manche Blogger ist es freilich eine ernstere Sache: Sie haben keine andere oder effektivere Möglichkeit als per Weblog ein möglichst großes Publikum zu erreichen. Als drastisches Beispiel hierfür dienen Weblogs im Iran.
In einigen Artikeln zum deutschen Weblogs wird behauptet, dass Blogger meistens Journalisten seien (!). – Schlechte Recherche: Es gibt derzeit rund 50.000 deutsche Blogs und etwa 70.000 Journalisten. Nach meinen eigenen Beobachtungen bloggen in Deutschland vielleicht ein paar hundert Journalisten. Da nur wenige Journalisten bloggen, ist auch davon auszugehen, dass die meisten Blogger sich nicht unbedingt an journalistische Grundregeln halten bzw. ansatzweise damit vertraut sind. Sei es bei der Auswahl ihrer Themen, bei der Aktualität oder beim eigentlichen Publizieren, den Stilformen, den einzuhaltenden gesetzlichen Vorschriften und bei der Publikumsorientierung.
Trotz dieser anarchisch anmutenden Publikationsweise scheint es bisher noch zu keinen größeren Unfällen gekommen zu sein, die durch Blogger verursacht wurden. Das Publizieren ohne kodifizierte Normen scheint also wirklich zu funktionieren. Und diese so von Normen freie, unbefangene Publikationsform kommt sehr gut an. Blogs werden gerne gelesen, viele Nutzer wagen es selbst, mit dem Bloggen anzufangen. Eigentlich alles wunderbar. Oder doch nicht?
- Ist das Eurer Meinung nach in Ordnung, dass weitestgehend ohne entsprechende Normen gebloggt wird?
- In Österreich muss ab 1. Juli 2005 "ausnahmslos jeglicher Online-Auftritt über ein Impressum samt Namen und Wohnort verfügen". Was haltet Ihr davon, dass Weblogs solchen Normen unterworfen werden? Kann dies vielleicht zur mehr "Qualität" führen?
- Was ist von Tipps wie "Attraktiver Blog-Texten" zu halten? Sollte man solche Tipps befolgen oder sollte einfach jeder weiterbloggen, wie ihm der Schnabel gewachsen ist?
- Wie sollen es die Betreiber von so genannten PR- bzw. Corporate-Blogs und von offiziellen Journalisten-Blogs halten – wären hierfür mehr Normen notwendig?
- Wäre es sinnvoll, wenn sich Blogger mal mit journalistischen Grundregeln beschäftigen – sollten die einschlägigen Bloghoster hier nicht aktiver werden und ihre Kunden zumindest sanft darauf hinweisen?
- Reicht die bestehende "Blogger-Ethik" (viel mehr Treffer dazu liefert Google beim englischen "Blog-Ethics") nicht aus; was verbirgt sich hinter diesen Begriffen?
Netzjournalist - 2005/05/27 11:26
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