Problematisch? Bloggende Politiker auf journalistischen Websites

Am 27.18. Januar wird in Hessen gewählt. Der Hessische Rundfunk meldet heute, dass am 5. Januar sein "umfangreiches hr-online-Wahlangebot" unter wahl.hr-online.de starten wird. Als Besonderheit wird unter anderem erwähnt, dass Politiker ein Wahlkampf-Blog bei HR Online führen.

Und so wird es angepriesen:
"Den Wahlkampf aus Sicht derer erleben, die ihn führen: neue Perspektiven ermöglicht jetzt ein Blog, mit dem hr-online vom 5. Januar an die heiße Phase des hessischen Wahlkampfs begleitet. Fünf Politiker der im Landtag vertretenen Parteien führen gemeinsam und abwechselnd Tagebuch im Netz, über Persönliches und Politisches, über Termindruck und Standdienste, über Ärger mit Plakaten und die Freude am Diskutieren. Sie schreiben als Beteiligte und als Betroffene. Begleitet von den Kommentaren der Blog-Leser reflektieren sie die Ausnahmesituation eines kurzen, gedrängten Wahlkampfs kurz nach dem Jahreswechsel."
Solche Wahlkampf- oder Politiker-Blogs sind freilich nichts Neues. Bei Focus Online beispielsweise bloggen seit über drei Jahren Oswald Metzger, der mittlerweile für die CDU, oder die FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin. Diese Politiker-Blogs sind mittlerweile nur noch im Hinterzimmer angesiedelt (über die Navigation habe ich sie nicht gefunden), als wäre diese Polit-PR mehr oder weniger peinlich.

Das neue Blog-Angebot des Hessischen Rundfunks halte ich ebenso für unangebracht: Es kann nicht Aufgabe einer journalistischen, zumal einer öffentlich-rechtlichen Seite sein, auf diese Art und Weise den politischen Diskurs in Gang zu bringen. Eine Frage die sich in diesem Superwahljahr öfters stellen wird. Klar will man nur so gut wie möglich informieren und zur Meinungsbildung beitragen, aber dass man sich dermaßen in die Nähe der handelnden Akteure begibt und ihnen so einen prominenten Raum zur Eigen-PR einräumt, kann doch wirklich nicht Sinn der Sache sein.

Nachtrag
Ein ähnliches Projekt bietet PHOENIX mit dem "MDB 2.0 das Bundestags-Tagebuch":
"Es liegt nahe, dass PHOENIX sich auch an neuen Formen der Berichterstattung über das Parlament und der medialen Kommunikationsvermittlung zwischen Bürger und Abgeordneten beteiligt."
Nik (Gast) - 2009/01/02 15:03

Warum nicht?

Ich sehe es nicht so kritisch, zumal ja alle im Landtag vertretenen Perteien mitmachen dürfen und somkt für Meinungspluralismus gesorgt sein dürfte. Und wenn das Ganze dann noch als nicht-redaktioneller Kommentar/meinungsbeitrag gekennzeichnet wird, kann das ganz fruchtbar werden und zu schönen Diskussionen anregen.
Dass zu befürchten ist, dass das ganze eher krampfig und furchtbar wird, und wahrscheinlich nach zwei Blog-Beiträgen fade vor sich hin schlummert, steht auf einem anderen Blatt...

Netzjournalist - 2009/01/02 15:29

Dass es sauber gemacht wird, steht für mich außer Frage. Trotzdem hat so ein Angebot beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk für mich leider immer ein Geschmäckle, auf dieses könnte man verzichten. Und lieber soll mich für meine Gebühren der Neu-Blogger Peter Hahne, der heute das Wahl im Web-Blog des ZDF startete, meinetwegen langweilen oder verärgern, das ist aber allemal sauberer als solche kuscheligen PR-Ecken.
Marc (Gast) - 2009/01/03 19:02

Da die Politiker im Rundfunkrat ja den HR mitkontrollieren, ist das doch ein leichtes für den Sender, seinen Chefs einen Gefallen zu tun.

Wären Blogs was vollkommen neues und ein CMS ein Hexenwerk wie 1999, könnte ich das ja verstehen, aber inzwischen ist das sowas von trivial (und zudem preiswert) dass man dafür keine gebührenfinanzierte Plattform braucht. Wenn ich bei meiner Zeitung gegen solche Kolumnisten wäre, könnte ich sie abbestellen, beim HR kann ich das nicht - auch wenn ich eigentlich nur RTL2-Serien gucken will.

Marc (Gast) - 2009/01/03 19:18

Nachtrag: Zudem untergräbt der HR damit private Anbieter, die wirklich genau das gleiche leisten können, auch kritisch-straffe Moderation und Redaktion der Kommentare und Beiträge.

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