7. Gautinger Internet-Treffen 7. – 8. März 2006
Workshop "Weblogs und (Online-)Journalismus"
Im Rahmen des 7. Gautinger Internet-Treffens des Instituts für Jugendarbeit des Bayerischen Jugendrings.
Diese Zusammenstellung soll nur zur Groborientierung und als Gedankenstütze dienen. Sie soll ein wenig Geschmack auf das Thema Weblogs und Journalismus machen.
Übersicht:
- Weblogs – Begriffsbestimmung
- Formen von Weblogs
- In Blogs suchen
- Selber Bloggen
- Literaturempfehlungen
- Zum Nach-Surfen
- Thomas Mrazek
Weblogs – Begriffsbestimmung
Weblogs, auch Blogs genannt, sind Online-Journale, die sich durch häufige Aktualisierung und viele Verlinkungen auszeichnen. Es gibt Fach-Weblogs, in denen ein Autor Artikel zu einem bestimmten Thema veröffentlicht. Andere Blogger teilen auf ihrer Webseite Einzelheiten aus ihrem privaten Leben mit. Typischerweise linken Blogger auf andere Webseiten und kommentieren aktuelle Ereignisse. Viele Einträge bestehen aus Einträgen anderer Weblogs oder beziehen sich auf diese, so dass Weblogs untereinander stark vernetzt sind. Die Gesamtheit aller Weblogs bildet die Blogosphäre. Die Blogosphäre bezeichnet sich selbst oft auch als Klein-Bloggersdorf.
Weblogs sind keine Alternative zu (Online-)Zeitungen, sondern eine Ergänzung. Im Idealfall reagieren Weblogs schneller auf Trends oder bieten weiterführende Informationen bzw. Links zu bestimmten Themen. Die meisten Weblogs haben eine Kommentarfunktion, die es den Lesern ermöglicht, einen Eintrag zu kommentieren und so mit dem Autor oder anderen Lesern zu diskutieren. Es gibt bereits Suchmaschinen und Alert-Dienste speziell für Weblog-Inhalte.
Weltweit gibt es derzeit zirka 15 Millionen Weblogs, in Deutschland sollen es 200.000 sein. Das schnelle Wachstum lässt sich meines Erachtens vor allem auf die sehr einfach zu bedienende Technik zurückführen.
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Formen
Mit dem stetigen Wachsen der Blogosphäre nimmt die Vielfalt an unterschiedlichsten Weblog-Formen zu. So gibt es weiterhin die klassischen Weblogs, aber auch eine wachsende Zahl persönlicher Tagebücher, die als Weblog geführt werden und sich vor allem deren einfach zu bedienende Technik zu Nutze machen.
Etliche Weblogs enthalten eine Mischung aus Kommentaren, Netzfunden und Tagebuch-Einträgen und dienen in erster Linie der Unterhaltung oder der persönlichen Selbstdarstellung im Internet. Andere Weblogs, die Photoblogs (kurz auch Phlog), veröffentlichen hauptsächlich Fotografien oder Handy-Kamerabilder (Moblogs). Schnellere Datenübertragungen und neue Download-Technologien (z. B. BitTorrent) erlauben es auch größere Video-Sequenzen – wie "Internet-TV" – zugänglich zu machen. Diese Form eines Weblogs wird Video-Blog oder auch kurz Vlog genannt.
Für Weblogs, die inhaltlich nur auf einen mehr oder weniger scharf abgegrenztem Themenbereich eingehen, haben sich teilweise eigene Bezeichnungen etabliert:
- Blawg, Lawblog (Kunstwort aus englisch Blog und law, Recht): Rechtspraxis und Rechtswissenschaft. (Beispiel: Udo Vetters Law Blog, www.lawblog.de)
- Litblog: Literatur.(Beispiel: Szyllas Leszeichen, ein wunderbares lokales Literatur-Blog www.lesezeichen.szylla.net)
- Watchblog: Medienkritische Betrachtung/Beobachtung von Online-/Printmedien (Beispiele: www.bildblog.de, www.orfblog.org)
- Wahlblog: Wahlen im Allgemeinen bzw. spezielle Wahlen. (Beispiel: www.wahlblog.de)
- Corporate Blog: Offizielles Blog eines Unternehmens (Beispiel: Frosta-Blog, www.blog-frosta.de)
- Warblog: Ein Blog aus oder über Krisen- und Kriegsgebiete (Beispiel: Baghdad Burning, www.riverbendblog.blogspot.com)
- Fotoblog: Ein Blog bei dem die Darstellung von Fotografien im Vordergrund steht. (Beispiel: iso 800, www.fabianmohr.de/iso800)
- Fachblog: (Beispiele: Das BildungsBlog, dort finden Sie unter anderem einen Hinweis auf ein Weblog-Manual, das eine eine Auflistung der (medien-)pädagogischen Möglichkeiten von Weblogs, Praxisbeispiele und Hintergrundinformation in Form von Literatur und Onlinequellen enthält.)
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Weblog aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
In Blogs suchen
Technorati
www.technorati.com
Google Blog-Suche
www.google.de/blogsearch
Blogstats
www.blogstats.de
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Selber Bloggen
In drei Minuten kostenlos zum eigenen Weblog! Nur ein platter Werbeslogan? Nein. Es geht tatsächlich sehr einfach, PC- und Internet-Grundkenntnisse reichen aus. Ich empfehle Ihnen meinen Blog-Hoster twoday.net – aber selbstverständlich gibt es auch zahlreiche weitere gute Anbieter.
Eine kleine Übersicht zu Bloganbietern und Software finden Sie beispielsweise hier:
www.blogbar.de/software.php
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Literaturempfehlungen
Etwas über Blogs in Büchern lesen. Ein Paradoxon? Oder, um es mal in der Jugendsprache zu sagen, uncool? Nein, oder zumindest nur bedingt.
Umsonst aber wertvoll
netzwerk recherche (Hg.): Online-Journalismus. Chancen, Risiken und Nebenwirkungen der Internet-Kommunikation. Eigenverlag, 2005.
Kostenloser Download (PDF-Datei, 160 Seiten, 1.467 KB): www.netzwerkrecherche.de/docs/nr-OnlineJournalismus.pdf
Besonders passend zu unserem Thema sind dazu die folgenden Aufsätze daraus:
- "Mediale Gegenöffentlichkeiten. Wie Weblogs, Wikis und freie Software neue Medienwelten erschließen" von Erik Möller.
- "Trendanalyse: Wie werden sich die digitale Medienszene und der klassische Journalismus entwickeln?" von Prof. Dr. Lorenz Lorenz-Meyer.
- "Die offene Gesellschaft, ihre Feinde und das Bloggen" von Ulrich Speck.
- "Was Weblogs sein können" von Ole Reißmann.
- "Echos aus dem Ameisenhaufen. Social Software und die Unterschiede zwischen journalistischer Produktion und Blogging" von Albrecht Ude.
- "Faktenkontrolle gegen die Boulevard-Welle" von Christoph Schultheis.
Don Alphonso, Kai Pahl (Hg.): Blogs! Fünfzehn Blogger über Text und Form im Internet - und warum sie das Netz übernehmen werden. schwarzkopf & schwarzkopf, 2004, 349 Seiten, 24,90 Euro, ISBN 3-896026-00-3.
Als wunderbaren Einstieg empfehle ich Ihnen "Blogs! - Text und Form im Internet". Was ist so toll daran? Neben lockeren Texten zu Technik, Recht und Medien kommen hier vor allem Blogger zu Wort – Ausschnitte aus 15 Blogs werden als Screenshot abgebildet. Das ist bunt, das ist irgendwie sexy. Obwohl das Buch schon anderthalb Jahre alt ist, hat es für mich nicht an Wert verloren. Das Werk eignet sich durchaus auch für eine Schulbibliothek.
Eine ausführliche Rezension von mir, "Blogs – (k)ein Alptraum für (Online)-Journalisten" finden Sie unter: www.goa2003.onlinejournalismus.de/buchtipps/blogs.php Das Blog zum Buch hat sich mittlerweile zu einem der wichtigsten Orte für die Metadiskussion über Blogs entwickelt: www.blogbar.de.
Sachlicher Einstieg
Ansgar Zerfaß, Dietrich Boelter: Die neuen Meinungsmacher. Weblogs als Herausforderung für Kampagnen, Marketing, PR und Medien. Nausner & Nausner, 2005, 192 Seiten, 12,00 Euro, ISBN 3-901402-45-4.
Meine Kurzrezension dieses Werkes im "BJV report" des Bayerischen Journalisten-Verbands finden Sie unter: www.netzjournalist.twoday.net/stories/1331451
Fürs Business
Arnold Picot, Tim Fischer (Hg.): Weblogs professionell. Grundlagen, Konzepte und Praxis im unternehmerischen Umfeld. dpunkt Verlag, 2005, 257 Seiten, 34,00 Euro, ISBN 3-898643-75-1.
Meine Kurzrezension dieses Werkes im "BJV report" des Bayerischen Journalisten-Verbands finden Sie unter: www.netzjournalist.twoday.net/stories/1625540
Die Metaebene
Erik Möller: Die heimliche Medienrevolution. Wie Weblogs, Wikis und freie Software die Welt verändern. Heise, Hannover, 2005, 219 Seiten, 19,00 Euro, ISBN 3-936931-16-X.
Meine Kurzrezension dieses Werkes im "BJV report" des Bayerischen Journalisten-Verbands finden Sie unter: www.netzjournalist.twoday.net/stories/895440
Kai Lehmann, Michael Schetsche: Die Google-Gesellschaft. Vom digitalen Wandel des Wissens. transcript, 2005, 408 Seiten, 26,80 Euro, ISBN 3-899423-05-4.
Leider habe ich dieses Werk noch nicht besprochen. Sie finden darin mehr als 50 Beiträge von Praktikern, Journalisten und Wissenschaftler zu verschiedenen Aspekten der internetbasierten Wissensgesellschaft. Informationen zu diesem Werk finden Sie unter: www.google-gesellschaft.de
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Zum Nachsurfen
Watchblogs
BILDblog
- So genannter "Schwanzvergleich"
Rund 42000 BILDblog-Besucher am 7. März 2006 - Artikel "Vom Glück, BILDblog zu machen" von BILDblogger Stefan Niggemeier bei onlinejournalismus.de
- Artikel "Ein Hauch von Revolution" – Interview mit BILDblogger Christoph Schultheis bei Webwatching
Als Beispiel für ein regionales Watchblog
Rebellen ohne Markt
Blog von Don Alphonso
wirres – gewöhnungsbedürftiges Weblog
Blog des Berliners Felix Schwenzel ...
Zusammenfassender Artikel zu Watchblogs
Mehr über Watchblogs können Sie in meinem Artikel "Ungebetene Kritiker" nachlesen, den ich Anfang des Jahres in der Fachzeitschrift "journalist" veröffentlichte. Dort finden Sie auch zahlreiche weiterführende Hinweise.
Journalisten bloggen für Ihre Medien
Hier nur einige wenige Beispiele:
sueddeutsche.de
Indiskretion Ehrensache
Notizen aus dem Journalistenalltag eines "Handelsblatt"-Reporters
Zusammenfassender Artikel zu Medien-Blogs
Mehr über Medien-Blogs können Sie in meinem Artikel "Schwer ist leicht was – Wenn Journalisten auch noch bloggen müssen" nachlesen, den ich im Herbst 2005 bei Telepolis veröffentlichte. Dort finden Sie auch zahlreiche weiterführende Hinweise.
Blogs und Meinungsfreiheit
"Die Blogosphäre an sich und das deutsche Klein-Bloggersdorf insbesondere gelten als ziemlich selbstbezogen", reklamiert Stefan Krempl bei Telepolis. "Da tut es gut, dass das gerade erschienene Handbuch für Blogger und Internet-Dissidenten Handbook for Bloggers and Cyber-Dissidents der Organisation Reporter ohne Grenzen den Blick weitet und darauf hinweist, welch wichtiges Element der Meinungsvielfalt Weblogs gerade in weniger demokratischen Ländern inzwischen sind. Gleichzeitig feilt der Leitfaden aber auch kräftig am Blogger-Mythos."
Journalisten über Weblogs
Nicht unwichtig ...
"99 Prozent der Blogs sind Müll", von Spiegel Online-Chef Mathias Müller Blumencron in einem Interview mit mir 2004 geäußerte Ansicht, die er Anfang 2006 revidierte: "Man sollte Dinge, in die andere Leute jede Menge ernsthafte Gedanken gesteckt haben, nicht leichtfertig als Müll bezeichnen. Insofern bedauere ich das."
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Thomas Mrazek
Thomas Mrazek arbeitet als freier Journalist und Dozent in München. Er leitet nebenbei die Fachgruppe Online-Journalismus im Bayerischen Journalisten-Verband und ist inhaltlich Verantwortlicher von onlinejournalismus.de. Zusammen mit der Redaktion dieses Angebots erhielt er 2003 den Grimme Online Award Medienkompetenz.
Thomas Mrazek bloggt unter www.netzjournalist.twoday.net. Mehr über ihn und seine Arbeit erfahren Sie dort in der Rubrik "ich".
kontakt (at) thomas-mrazek.de
Herzlichen Dank...
Ihr Björn Friedrich