"Spiegel": Teure Randale bei der "AZ" – "Krawalljournalismus" nach Münchner Art
Wohl nach dem Motto "Macht kaputt, was euch kaputt macht" (Ton Steine Scherben; Youtube), ließen es "AZ"-Redakteure bei einer Redaktionsparty zum Auszug der Zeitung aus der Sendlinger Straße scheppern (in der eigenen Berichterstattung über den Auszug ist davon natürlich nix zu sehen).
"Weil das Fest fälschlicherweise unter dem Namen 'Abrissparty' angekündigt war, zogen einige Redakteure demolierend durch die Räume des Verlags", schreibt der "Spiegel" (HTML / PDF). Chefredakteur Arno Makowsky schätzt den Schaden auf 20.000 Euro. "Einige 'AZ'-Redakteure wurden abgemahnt. Der Schaden muss von den Verursachern bezahlt werden", heißt es weiter in der Kurzmeldung. Dem Wort "Krawalljournalismus" sei eine neue Bedeutung gegeben worden, lästern die Hamburger. Ts, gab es nicht auch im Olympiadorf mal so ne fälschlicherweise als Abrissparty angekündigte Veranstaltung (siehe etwa "Süddeutsche Zeitung" vom 06.08.2007), die dann ziemlich ausuferte, und über die die "AZ" ausführlich moralisierend berichtete?
Aufgehübschte Auflagezahlen
Leider sorgt mein im Frühjahr kräftig aufgefrischtes Lieblingsblatt (als Zweitzeitung!) auch auf dem Markt derzeit nicht für positive Schlagzeilen: "Eine ähnliche Entwicklung gibt's auch bei der Münchner 'Abendzeitung'. Dass die Auflage insgesamt um nur 0,1 Prozent auf 148.623 sank, liegt vor allem an einer Steigerung der sonstigen Verkäufe um über 10.000. Über ein Drittel der Auflage kommt damit jetzt schon aus Bordexemplaren und sonstigen Verkäufen. Im Einzelverkauf sackte die Auflage hingegen um 12,3 Prozent ab, die Abo-Zahlen gingen um 4,8 Prozent zurück", schreibt das Medienmagazin DWDL.
CSUnami
Die "Abendzeitung" ist ja beileibe nicht die einzige (Boulevard-)Zeitung, der es – so darf man wohl sagen – schlecht geht (siehe etwa Auflagenentwicklung seit 2003 im Meedia-Analyzer). Mit dem neuen Chefredakteur Arno Makowsky kam seit März wirklich frischer Wind in die Redaktion und vor allem ins Blatt. Es sind oft schöne, längere Geschichten in der Zeitung, die es vorher nicht gab. Bei der Berichterstattung über den CSU-Niedergang vergriff man sich vielleicht mal beim Aufmacher ("CSUnami"), war aber durchaus immer vorne dabei, obgleich das Politikressort personell eher spärlich besetzt ist. Ärgerlich sind für mich die ständigen Anwanzereien an die hiesige Gastronomie; zu Oktoberfestzeiten ist der Lokalteil "unlesbar".
"Respektlosigkeit und Sensationsgeilheit"
Bei der Berichterstattung zu einem Verkehrsunfall gab es kürzlich einen bösen Patzer: es wurde ein Bild veröffentlicht, dass die Mutter eines der drei Opfer am Unfallort zeigte. Die Mutter war zwar auf dem Bild nicht zu erkennen, doch diese Darstellung war schlichtweg sensationsheischend, wie auch zahlreiche Leser auf der Website mitteilten [Update 22.12.2008: Aus Scham oder Feigheit hat die "Abendzeitung" inzwischen alle Kommentare, die die Berichterstattung zu diesem Unglück kritisierten, kommentarlos weggelöscht. Auch eine respektlose Form der Auseinandersetzung mit den Meinungen der Leser, ganz schwach Herr Makowsky!].
Das sind jetzt nur ein paar in der Mittagspause herausgekramte Impressionen. Insgesamt machen Zeitung und Website mittlerweile aber einen soliden Eindruck auf mich, der dieses Blatt seit 20 Jahren liest. Trotzdem wird es das Blatt in den neuen Räumen in Nachbarschaft des Bayerischen Rundfunks schwer haben. Hoffentlich machen sich dereinst im hypermodernen Newsroom nicht Ton Steine Scherben breit. (-;
Update 06.11.2008
Im Impressum der "Abendzeitung" wird nur noch ein stellvertretender Chefredakteur statt bisher drei Stellvertreter aufgeführt ...
Update 22.12.2008 – "Krawalljournalismus"
Klar, dass so eine Zeitung unglaubhaft wirkt, wenn sie in miserabler Art und Weise über eine vermeintliche Randale bei einem Fußballspiel berichtet. Die "Süddeutsche Zeitung" war übrigens auch nicht besser, aber deren Redakteure wissen sich wenigstens zu benehmen. Bei der "Randale" rund ums Grünwalder Stadion entstand übrigens auch Sachschaden, es soll der Scheibenwischer eines Polizeifahrzeugs beschädigt worden sein.
Entsprechende Leser-Kommentare zu dieser Krawalljournalismus-Affäre werden von der "AZ" sofort gelöscht. Der gemeine "AZ"-Leser soll wohl auf keinen Fall erfahren, wie es um die Integrität der "AZ"-Redaktion selbst mitunter bestellt ist.
Mit solchem Verhalten schadet die "Abendzeitung" nicht nur sich selber, sondern sie wirft leider einmal mehr ein schlechtes Bild auf den gesamten Journalismus und erweist damit der Branche in der Medienkrise einen Bärendienst.
"Weil das Fest fälschlicherweise unter dem Namen 'Abrissparty' angekündigt war, zogen einige Redakteure demolierend durch die Räume des Verlags", schreibt der "Spiegel" (HTML / PDF). Chefredakteur Arno Makowsky schätzt den Schaden auf 20.000 Euro. "Einige 'AZ'-Redakteure wurden abgemahnt. Der Schaden muss von den Verursachern bezahlt werden", heißt es weiter in der Kurzmeldung. Dem Wort "Krawalljournalismus" sei eine neue Bedeutung gegeben worden, lästern die Hamburger. Ts, gab es nicht auch im Olympiadorf mal so ne fälschlicherweise als Abrissparty angekündigte Veranstaltung (siehe etwa "Süddeutsche Zeitung" vom 06.08.2007), die dann ziemlich ausuferte, und über die die "AZ" ausführlich moralisierend berichtete?
Aufgehübschte Auflagezahlen
Leider sorgt mein im Frühjahr kräftig aufgefrischtes Lieblingsblatt (als Zweitzeitung!) auch auf dem Markt derzeit nicht für positive Schlagzeilen: "Eine ähnliche Entwicklung gibt's auch bei der Münchner 'Abendzeitung'. Dass die Auflage insgesamt um nur 0,1 Prozent auf 148.623 sank, liegt vor allem an einer Steigerung der sonstigen Verkäufe um über 10.000. Über ein Drittel der Auflage kommt damit jetzt schon aus Bordexemplaren und sonstigen Verkäufen. Im Einzelverkauf sackte die Auflage hingegen um 12,3 Prozent ab, die Abo-Zahlen gingen um 4,8 Prozent zurück", schreibt das Medienmagazin DWDL.
CSUnami
Die "Abendzeitung" ist ja beileibe nicht die einzige (Boulevard-)Zeitung, der es – so darf man wohl sagen – schlecht geht (siehe etwa Auflagenentwicklung seit 2003 im Meedia-Analyzer). Mit dem neuen Chefredakteur Arno Makowsky kam seit März wirklich frischer Wind in die Redaktion und vor allem ins Blatt. Es sind oft schöne, längere Geschichten in der Zeitung, die es vorher nicht gab. Bei der Berichterstattung über den CSU-Niedergang vergriff man sich vielleicht mal beim Aufmacher ("CSUnami"), war aber durchaus immer vorne dabei, obgleich das Politikressort personell eher spärlich besetzt ist. Ärgerlich sind für mich die ständigen Anwanzereien an die hiesige Gastronomie; zu Oktoberfestzeiten ist der Lokalteil "unlesbar".
"Respektlosigkeit und Sensationsgeilheit"
Bei der Berichterstattung zu einem Verkehrsunfall gab es kürzlich einen bösen Patzer: es wurde ein Bild veröffentlicht, dass die Mutter eines der drei Opfer am Unfallort zeigte. Die Mutter war zwar auf dem Bild nicht zu erkennen, doch diese Darstellung war schlichtweg sensationsheischend, wie auch zahlreiche Leser auf der Website mitteilten [Update 22.12.2008: Aus Scham oder Feigheit hat die "Abendzeitung" inzwischen alle Kommentare, die die Berichterstattung zu diesem Unglück kritisierten, kommentarlos weggelöscht. Auch eine respektlose Form der Auseinandersetzung mit den Meinungen der Leser, ganz schwach Herr Makowsky!].
Das sind jetzt nur ein paar in der Mittagspause herausgekramte Impressionen. Insgesamt machen Zeitung und Website mittlerweile aber einen soliden Eindruck auf mich, der dieses Blatt seit 20 Jahren liest. Trotzdem wird es das Blatt in den neuen Räumen in Nachbarschaft des Bayerischen Rundfunks schwer haben. Hoffentlich machen sich dereinst im hypermodernen Newsroom nicht Ton Steine Scherben breit. (-;
Update 06.11.2008
Im Impressum der "Abendzeitung" wird nur noch ein stellvertretender Chefredakteur statt bisher drei Stellvertreter aufgeführt ...
Update 22.12.2008 – "Krawalljournalismus"
Klar, dass so eine Zeitung unglaubhaft wirkt, wenn sie in miserabler Art und Weise über eine vermeintliche Randale bei einem Fußballspiel berichtet. Die "Süddeutsche Zeitung" war übrigens auch nicht besser, aber deren Redakteure wissen sich wenigstens zu benehmen. Bei der "Randale" rund ums Grünwalder Stadion entstand übrigens auch Sachschaden, es soll der Scheibenwischer eines Polizeifahrzeugs beschädigt worden sein.
Entsprechende Leser-Kommentare zu dieser Krawalljournalismus-Affäre werden von der "AZ" sofort gelöscht. Der gemeine "AZ"-Leser soll wohl auf keinen Fall erfahren, wie es um die Integrität der "AZ"-Redaktion selbst mitunter bestellt ist.
Mit solchem Verhalten schadet die "Abendzeitung" nicht nur sich selber, sondern sie wirft leider einmal mehr ein schlechtes Bild auf den gesamten Journalismus und erweist damit der Branche in der Medienkrise einen Bärendienst.
Netzjournalist - 2008/10/27 12:49
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