Donnerstag, 14. Juni 2007

Neue taz.de: Det war nüscht

"Wir haben die tageszeitung im Internet noch mal neu erfunden", verkünden heute die offenbar sieben Mitstreiter, die taz.de erneuert haben. Das Online-Angebot sei nun "nun schneller, informativer und lesefreundlicher geworden".

Mein erster Eindruck: Das geht überhaupt nicht! Ich finde mich nicht mehr wie gewohnt zurecht, alles so bunt, so beliebig, so unsortiert hier. Das berühmte, reflexhafte "Vorher war eh alles besser". Vielleicht bin ich da zu emotional, zu konservativ - die "taz" hat vor gut 20 Jahren wesentlich zu meiner politischen Sozialisation beigetragen, ich habe sie - oder sie hat mich - mal mehr, mal weniger durch die Jahre begleitet. In letzter Zeit eher weniger. Und zumeist "nur" im Internet.

Okay, die Macher haben sich ja auch etwas bei dieser Sache gedacht. Ganz subjektiv betrachtet, hat sich das Angebot aber verschlechtert und vor allem bezweifele ich, dass sich der erhöhte Aufwand für die "taz" rechnet. Aber das ist wie gesagt "nur aus dem Bauch heraus". Etwas sachlicher ist das Interview, dass ich mit dem Online-Projektleiter der "taz", Mathias Bröckers, im April 2006 zu den Web-Plänen der "taz" geführt habe.

Nachtrag 14.06.07, 13 Uhr
Am Wichtigsten sind nach dem Neugestalten einer solchen Seite natürlich die Reaktionen der Leser. Bisher überwiegt im Leserforum die negative Kritik.

Freitag, 8. Juni 2007

Qualitätsjournalismus und das schlimme Internet, Folge 265

Bei vier Veranstaltungen wurde dieser Tage wieder über das oben genannte Thema debattiert, hier einige Hinweise: "Evangelischer Kirchentag: Blogger sind bäh" (CIO Weblog), "Wichsvorlagen und die Zukunft des Qualitätsjournalismus" (Hauptstadtblog über eine Podiumsdiskussion zum Thema "Bürgerjournalismus - Was bringt's den Tageszeitungen?" des Vereins Berliner Journalisten), "Guter Journalismus kostet auch im Online-Zeitalter viel Geld" (Pressemitteilung von News Aktuell zu einer Mediacoffee-Diskussionsrunde zum Thema Podiumsdiskussion zum Thema "Von der Edelfeder zum Contentlieferanten? - Printmedien im Wandel") und "Verleger zur Zeitungszukunft: "Goodbye Gutenberg" ist ein Mythos" (DPA-Artikel im "Tagesspiegel" zum Weltzeitungskongress).

Whistleblower und Journalisten

Aus Zeitgründen leider nur eine kurze Notiz: Auf die gestrige Tagung "Whistleblower und Journalisten" weist Christiane Schulzki-Haddouti hin. Die Tagung wurde vom Whistleblower-Netzwerk veranstaltet, einige Beiträge dazu finden sich im Blog der Organisation.

Was sind Whistleblower überhaupt? Hierzu gibt es einen Definitionsversuch auf der Website des Netzwerks.

Mittwoch, 6. Juni 2007

Im Schonwaschgang: Sueddeutsche.de zelebriert 100 Jahre Persil

Das Streiflicht der "Süddeutschen Zeitung" zelebriert heute hundert Jahre Persil. Die dürfen das, die können das, die erhalten von mir den Persilschein. Denn sie drücken das ja auch wohlfeil aus, ein Auszug:
"Hundert Jahre Persil also. Da stehen wir jetzt mitten in der Schleichwerbung, doch lässt sich das bei einem Thema wie diesem nun mal nicht vermeiden, einem Thema, das alle angeht, jedenfalls so lange es schmutzige Wäsche gibt auf dieser Welt. Die Erfolgsstory von Persil zu referieren, ist hier nicht der Ort, dafür hat Henkel - hoffentlich - ein Werbebudget."
Oder vielleicht Sueddeutsche.de. Denn auf einer zehnseitigen, knapp betexteten Bildstrecke wird dort die Erfolgsstory von Persil anhand der Werbemaßnahmen referiert. Ohne jegliche Kritik. Ein Mischmasch aus Konzerninformationen (zumindest alle Bilder stammen von Henkel), vielleicht noch ein wenig Wikipedia, mehr nicht - das könnte glatt als Image-Broschüre durchgehen. Als Schmankerl gibt es auf jeder Seite drei Werbespots aus den Jahren 1957, 1975 und 2007. Sauber!

Wer's etwas sauberer mag, sollte sich den Beitrag des Werbebloggers (alles auf einer Seite, etwas kritischer und mit lustigeren Spots) anschauen.

G8-Qualitätsjournalismus im Netz: Wer schläft wo?

Die gedruckte Ausgabe der "Süddeutschen Zeitung" weist auf ihrer Titelseite täglich auf ein besonderes Thema bei Sueddeutsche.de hin. Manchmal ist das ganz nützlich. Heute lautet der Hinweis: "Wer schläft wo? Eine interaktive Graphik zum Gipfel in Heiligendamm".

Erst mal das Gute: Die grafische Aufbereitung ist sauber, das Flash funktioniert einwandfrei. Was gibt's zu sehen: Die Hotels, in denen die acht Staatschefs die nächsten Tagen residieren. Jedes Haus kann angeklickt werden, dann erscheint ein bebildertes Informationsfenster, welches an ein Quartettkärtchen erinnert, beispielsweise so:
Grand Hotel
Fakten: 34 Doppelzimmer - 16 Suiten - Nelson Bar
Gäste: Tony Blair, Nicolas Sarkozy
Es ist einfach ohne jeglichen Informations- oder Nutzwert, völlig witzlos und unpointiert. Herrje, soll so ein - mit Verlaub gesagt - Quatsch Qualitätsjournalismus online sein? Glaubt man mit solchen scharf recherchierten und multimedial aufbereiteten Informationen vielleicht irgendeinen Zeitungsleser zu häufigeren Besuchen bei Sueddeutsche.de zu verleiten? Es kann einem die Lust eher verleiden.

Humorlos in Sache G8-Berichterstattung ist heute auch Stefan Niggemeier, der selten so Gl8 hat. Ebenso stinkstiefelig ist Christian Jakubetz, der über Tagesspiegel Online meckert.

Freitag, 1. Juni 2007

Brennende Autos – Google Maps im Lokalen

Vor einigen Monaten habe ich für die „Drehscheibe" (ein monatlich erscheinender Pressedienst für Lokalredaktionen) einen Artikel zum Einsatz von Social Software für Journalisten im Lokalen geschrieben. Darin erwähnte ich auch Google Maps anhand des folgenden Beispiels (gefunden via Onlinejournalismus.de, Fabian Mohr).
Mit Social Software lassen sich freilich keine Straßen-, Finanz- oder Ideenlöcher stopfen. Aber zumindest kann das Thema zusammen mit dem Leser anders angegangen werden. Das zeigt etwa das kalifornische Blatt „The Bakersfield Californian“. Auf der Website dieser Tageszeitung können die Leser selbst die Schlaglöcher im Straßennetz der 300.000-Einwohnerstadt markieren. „Map your most hated pothole!“, fordert die Zeitung ihre Leser zur Mitarbeit an der „Pothole Map“ (www.bakersfield.com/864) auf. In wenigen Sekunden können die Nutzer Informationen auf der Karte eintragen, ohne sich registrieren zu müssen. Wer die Schäden ausführlicher belegen will, kann ein digitales Bild hinzufügen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die stets aktualisierten Warnhinweise auf dem Stadtplan bieten besten Nutzwert für geplagte Autofahrer. Der Aufwand für die Redaktion liegt praktisch bei Null. Denn die Zeitung nutzt für die Zusammenarbeit mit den Lesern Googles Maps API (www.google.com/apis/maps). Darin ist die ganze Stadt digital aufbereitet, ebenso wie die meisten deutschen Ortschaften.
Inzwischen ist die Pothole Map erweitert worden, die Nutzer können Schlaglöcher jetzt nicht nur auf der Karte anzeigen, sondern auf einem Formular der Stadtverwaltung melden, reparierte Stellen können markiert werden.

Eine Berliner Agentur nahm sich jetzt auf der Basis von Google Maps der brennenden Autos in der Hauptstadt an (via Don Dahlmann). Die Macher merken an, dass die Seite „weder in die eine noch in die andere Richtung politisch motiviert" sei und dass man sich „ausdrücklich von jeglicher Form der Gewalt" distanziere. Als Hauptquelle für die Brandmeldungen dienen Polizei und Feuerwehr. Aber auch hier könnten die Nutzer beispielsweise durch eingesendete Fotos beitragen.

Eine interessante Idee, die Darstellung wirkt beeindruckender, dynamischer und informativer als die üblichen Berichte. Freilich könnten Medien damit auch gehörig Stimmung machen, zumal solche dynamischen Angebote ständig aktualisiert werden müssten. Ich bin gespannt, ob Medien hierzulande dies mal ausprobieren; entsprechende Beispiele können Sie gerne hier melden.

Donnerstag, 31. Mai 2007

Blog für Medientrends

Neulich schrieb ich bei Onlinejournalismus.de ein paar Zeilen über ein neues Blog:

Ein Trend: Ja, es ist tatsächlich so, dass es immer mehr Medienblogs gibt; eine einigermaßen repräsentative Liste mit deutschsprachigen Angeboten hat vor zwei Monaten Ronnie Grob bei Medienlese zusammengestellt.

Und die Themen werden immer spezieller, wie etwa das Anfang des Monats gestartete Immermehrblog zeigt:
"Das Immermehrblog staunt über die Trendlawine, die tagtäglich durch die Medien rollt. Und fragt sich, ob wirklich alles immer mehr, immer schlechter oder immer besser wird. (...) „Immer mehr“ ist die Lieblingsfloskel der Trendbehaupter. Es verdeckt schlechte Recherche und mangelnde Fakten. Diesen beiden Wörtern ist dieses Blog gewidmet - Momentaufnahmen einer Welt, die sich angeblich immer mehr in eine Richtung bewegt."
Nichts Revolutionäres nicht (obacht, das war bayerisch), aber eine gute Idee, die sich allerdings schnell abnutzen kann; aber warum nicht mal was Neues ausprobieren und ausreizen.

Nachtrag
Inzwischen läuft das Immermehr-Blog auf Hochtouren und sucht überall nach Trends (Je nun: "Immer mehr Designer-Vaginas in der Hochzeitsnacht"); besonders sinnvoll ist hier der Einsatz von Tags.

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Netzjournalist - 2023/05/20 07:56
Quellen finden ist nicht...
Es wird mit der Zeit immer schwieriger, gute Nachschlagewerke...
i-favoriten - 2018/08/18 06:11
Hardy Prothmann entschuldigt...
Hardy Prothmann entschuldigt sich https://www.facebook. com/hardy.prothmann/posts/ 10152634060500489 Ein...
Sven Temel (Gast) - 2014/08/21 08:11
Wow
Ich habe dieses Werk erst kürzlich entdeckt und war...
Leser (Gast) - 2013/09/04 20:59

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